ThingsGuide

Donnerstag, 8. Dezember 2022

Folge dem Floh

Wenn man viele Ideen hat, ist das tatsächlich manchmal wie eine Herde von Flöhen, die einen ständig piesacken, falls man ihnen keine Aufmerksamkeit schenkt. Noch nerviger wird es, sobald zudem ein paar Terroristen dazwischen grätschen. Und damit meine ich nicht die Reichsbürger, denen man medienwirksam in einer spektakulären "streng geheimen" Operation den Garaus gemacht hat. Nein, die Terroristen sitzen in meiner eigenen Wohnung und streiken am laufenden Band auf impertinente Weise. Dabei habe ich ihnen überhaupt nichts getan, deshalb verstehe ich nicht, was diese Uhren, Reißverschlüsse, Festplatten, Computer, Kühlschränke, Wasserhähne und CD-Player alle gegen mich haben. Ich bin nur noch mit Reparieren, Reklamieren und Ersetzen beschäftigt. Letzteres klingt vielleicht eher nach einer spaßigen Angelegenheit, aber nicht für mich - ich hasse Shoppen, wenn ich dazu gezwungen werde, zudem noch in Zeiten der Inflation. Und zu allem Überfluß wird man, wenn man seine Garantie in Anspruch nehmen will, zwischen Hersteller und Verkäufer wie so ein faules Ei hin- und hergeschoben. Wahrscheinlich spekulieren sie darauf, daß man irgendwann entnervt aufgibt. 

Aber Jammern beiseite - wenn mich das alles zu sehr ärgert, sage ich mir immer, besser es geht etwas kaputt, das man nachkaufen kann, als Gesundheit, die man sich nicht kaufen kann, oder die lange, lange, laaaaaange braucht, um sich zu regenerieren. Knieverletzungen sind jedenfalls nichts für Ungeduldige. Und selbst Freiheit ist nichts ohne Gesundheit. Um mal auf die Reichsbürger zurückzukommen - es wundert mich wirklich sehr, daß diese "streng geheime" Operation bereits am Montag die Spatzen von den Dächern pfiffen. Besser gesagt ein ziemlich dicker Spatz im Supermarkt, der selbst aussah wie ein Reichsbürger und weniger wie ein Polizist oder Geheimdienstler. Ich bekam von dem Gespräch nur durch Zufall und situationsbedingtes unfreiwilliges Mithören etwas mit und dachte am Montag noch so bei mir: "Was spinnen die sich denn da schon wieder zusammen?" War aber anscheinend keine Spinnerei, sondern echtes Wissen. Wie kann so etwas sein? Das klingt eher nach einer gestellten Aktion und nachdem sich die Leute von der neuen Impfwerbung trotz gegenteiliger Aussage als angeheuerte Schauspieler herausstellten, würde einen das nicht einmal wundern, wenn hier nur noch Theatervorstellungen für die Medien inszeniert werden. Sehr mysteriös, vor allem wenn man dagegen bis heute nicht erfährt, wer nun eigentlich den Anschlag auf Nordstream verübt hat, was ja nun eindeutig ein bereits begangener Terrorakt gegen Deutschland ist. Reichsbürger waren das sicherlich nicht. 

Nur durch Zufall erfuhr ich auch, daß heute wieder so ein bundesweiter Warntag sein soll. Ich bin gespannt, ob diesmal eine Warnung bei mir ankommt, nachdem der letzte Warntag ein glatter Reinfall war. Also bei mir war bisher nichts. Nirgends. Und ehrlich mal, wenn man für eine Warnung erst vorher Werbung im Fernsehen schalten muß, damit die Bevölkerung sie evtl. bemerkt oder von Insidern erfährt, wie man seine Software konfigurieren muß, ist es keine Warnung, sondern einfach nur lächerlich. Aber der Tag ist ja noch nicht vorbei. Ich habe allerdings seit dreißig Jahren keine Sirene mehr gehört und das Gefühl, daß dies auch so bleiben wird. Dagegen hörte ich von Dörfern, wo sie sogar monatlich einen Warntag mit Sirenen haben, in Berlin kriegt man sowas anscheinend nicht hin. Wahrscheinlich braucht man dazu zu viele Sirenen. Deutschland ist komplett unfähig, die Bevölkerung zu schützen oder wenigstens zu warnen, schändliches Beispiel das Ahrtal, manchmal hat man den Eindruck, das ist sogar so gewollt und diese Warnaktionen sind nur für Militärs, Regierungs- und Parlamentsmitglieder gedacht. Das erklärt auch, warum das Reichstagsgebäude so langsam zu einer Raubritterburg verkommt, mit dicken Mauern und Gräben ringsherum, während die Grenzen quasi offen sind. Die anderen dürfen sehen, wo sie bleiben. Man ist sich selbst überlassen, wenn man nicht gerade ein menstruierender Mann ist. 

Bezeichnend ist dazu auch ein Gespräch, das jemand mit dem Kundenservice eines Energieanbieters führte: Diese Person hat inzwischen wie viele andere so hohe Miet- und Energiekosten, daß sie sich die Wohnung nicht mehr leisten kann. Als sie fragte, was man da machen könne, antwortete der Servicemitarbeiter - "damit möchte ich mich nicht beschäftigen, jeder muß selbst sehen, wie er mit dem Popo an die Wand kommt." Und jeder versucht in der Tat gerade panisch und mit allen Mitteln, mit dem Popo an die Wand zu kommen. Da findet man dann sogar Shops, die normale Teelichtöfen für 325 EUR verkaufen. Manche Menschen sind mit so viel kaltblütiger Geschäftstüchtigkeit gesegnet, da möchte man sich glatt noch eine Scheibe von abschneiden. Naturgemäß nimmt in solchen Zeiten auch die Kriminalität stark zu, wenn jeder nur noch selbst sehen muß, wo er bleibt. Aber gute Nachrichten: >>In der B.Z. las ich, daß es Notfallrichtlinien in Berlin im Falle eines Blackouts gibt, welche besagen, daß bei einem Blackout, der länger als vier Tage dauert, alle Häftlinge der Gefängnisse frei gelassen werden. Die Chancen stehen also gut, bald wieder auf freiem Fuß zu sein. Ich persönlich wäre ja dafür, nach vier Tagen Blackout ebenfalls das Bundespersonal in der Raubritterburg, im Kanzleramt und in den Ministerien frei laufen zu lassen, ohne Dienstwagen natürlich. Wenn schon Anarchie, dann richtig!

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