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Freitag, 16. Dezember 2022

Mehr Glück als Handwerk

>>Erst vor Kurzem hat es wegen eines unsauber geplanten Bauprojektes und ignoriertem Sensorenalarms die U-Bahn am Alexanderplatz tiefergelegt. Nun ist gleich noch der ganze Aquadom geplatzt. Es sieht dort aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen und wieder hatte Berlin mehr Glück als Verstand, weil "nur" 1500 Fische gestorben sind. Die zählen ja nicht. Und zwei verletzte Personen gab es wohl auch noch. Das ist wirklich wenig. Man fragt sich, wie so etwas wegen angeblicher Materialermüdung passieren konnte, wenn das ganze Ding gerade erst modernisiert wurde. Was haben die da gemacht? Die Schrauben poliert? Man führt doch gerade deshalb Modernisierungen durch, um solche Katastrophen zu verhindern. Wenn die Brücken und Tunnel in Berlin genauso modernisiert werden, falls überhaupt, na dann gute Nacht. 

Wenn man weiß, daß dieses riesige Teil von Aquarium ständig auf eine Wassertemperatur von 26 Grad geheizt wurde, würde mich es aber auch nicht wundern, falls ein fanatischer Energiesparer ein wenig nachgeholfen hat. Bei Glas reicht ja schon die winzigste Bohrung, vor allem wenn noch der Wasserdruck von innen dazukommt, bei Panzerglas hätte sowas eigentlich nicht passieren können, oder doch? Vielleicht waren es aber auch die Hotelbesitzer selbst, die sich bei den verdoppelten Kosten des leidigen Energiefressers entledigen und Versicherungsleistungen abkassieren wollten, hm? Mich würde ebenfalls mal interessieren, welche Temperatur die Hotel-Lobby hatte. Wir haben es heute minus acht Grad in Berlin und wenn vielleicht aus Sparsamkeitsgründen weniger geheizt wurde als sonst, aber das Wasser die gleiche Temperatur behält, könnte ich mir vorstellen, daß da das Glas aus physikalischen Gründen ungemütlich wird. 

Als ich heute morgen schlaftrunken aus dem warmen Bett tappte und die metallische Zimmerklinke anfasste, bin ich erstmal vor Schreck zusammengezuckt, weil diese so eisig war. Irgendwie hatte ich es ja schon geahnt, daß sich das Wetter nicht um die Scheinmoral der Grünen scheren wird. Da kommt gleich wieder mein kindliches Klobrillen-Trauma hoch. Ich bin irgendwie komplett verkehrt sozialisiert worden, nämlich in einer 100 qm-Wohnung mit zwei Eingängen und Unmengen an Platz zum Tanzen, Spielen und Basteln. Die große quadratische Diele hätte alleine schon als Tanzparkett gereicht. Kein Wunder, wenn man sich dann nicht an kleine Wohnungen gewöhnen kann. Heizen würde ich diese Wohnung jetzt allerdings nicht wollen und sie war auch damals nur halb beheizt. Im ganzen hinteren Teil wurde so gut wie nicht geheizt, als da wären ein langer Korridor und von diesem abgehend ein kleines Zimmer, das Badezimmer und die Küche. Im kleinen Zimmer, das früher für das Hausmädchen gedacht war, gab es zwar einen Ofen, aber wir hatten kein Hausmädchen und das Zimmer war nur Rumpelkammer. Im Badezimmer hatten wir einen kleinen Gas-Wandheizer, der aber ausschließlich einmal die Woche zum Badetag angeworfen wurde. Und in der Küche war gar keine Heizung. Ich kann mich erinnern, daß in einigen der strengen Winter meine Mutter dann mit der Backröhre die Küche etwas aufgeheizt hat. Und unauslöschlich sind mir die Eisblumen im Gedächtnis, die stets winters am Badezimmerfenster wuchsen und blühten, sowie die eisige Klobrille, die einem jedesmal einen Schock versetzte, wenn man sich draufsetzte. Deshalb kaufe ich heute überhaupt keine Plastik-Klobrillen, weil die immer am kältesten werden. So dekadent, mir eine beheizte Klobrille zuzulegen, bin ich jedoch nicht. Aber ich bin mir sicher, diese beheizten Exemplare findet man auch jetzt noch in so mancher Villa derer, die uns erklären wollen, wie Energiesparen geht und für die wir nur noch Waschlappen benutzen sollen.

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