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Sonntag, 26. Februar 2023

Kontrollierte Petitionen und mehr

Sehr gute Redebeiträge beim >>"Aufstand für den Frieden". Besonders die Reden von Politikwissenschaftler Hans-Peter Waldrich und Alice Schwarzer haben mir sehr gefallen. Wenn das das neue "rechts" ist, dann bin ich gerne "rechts". Aber Etiketten sagen seit Corona in dieser Zeit der propagandistischen Verzerrung und Verdrehung von Worten und Werten eh nichts mehr aus, >>wie ich hier schon schrieb. Der größte Witz ist jedoch, daß Habeck die Friedenskundgebung eine "Irreführung der Bevölkerung" nennt. Ausgerechnet! Anscheinend leidet er auch schon unter scholz'scher Amnesie und hat vergessen, welche Wahlversprechen die Grünen einst der Bevölkerung gaben - keine Waffenlieferungen in Kriegsgebiete usw., vom "grünen" Umweltschutz ganz abgesehen. Inzwischen haben sich 34 Rügener Bürgermeister zusammengeschlossen, >>um in einer Petition gegen die größten LNG-Terminals Europas in der Ostsee zu protestieren, weil: >>"Selbst erste zurückhaltende Einschätzungen stellen eine besorgniserregende Prognose mit irreparablen Schäden in Aussicht, die über die Zerstörung des Ökosystems hinausgehen. Auch ein aktuell zur Diskussion stehender Alternativstandort auf der Insel würde hieran nichts ändern." Sowas ist ja nun schon fast eine kriminelle Irreführung der Bevölkerung. Oder ist bei der Wahl und im Krieg alles erlaubt? >>Zudem ist gerade Krieg ein extremer Klimakiller. Man kann sich da nur noch wundern, wenn Umweltaktivisten heutzutage Bäume absägen, statt gegen Krieg auf die Barrikaden zu gehen. Ich selbst bin ja so alt, zu meiner Zeit haben sich Aktivisten wenigstens noch an die Bäume gekettet. Inzwischen hat man das Gefühl, Umweltaktivisten werden auch nur noch durch Geld gesteuert und denken nicht mehr selbst. 

Scholz dagegen hat den Aufruf zur Friedensverhandlungen zurückgewiesen, weil sich Momente für Friedensperspektiven erst noch ergeben müßten. Das sei ein Grund, warum er >>«irgendwann demnächst auch mal wieder» mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin reden werde, «um ihm vorzutragen, dass die Dinge anders sind, als sie von ihm gesehen werden». Ähm, was jetzt der Unterschied ist zwischen Friedensverhandlungen und dem Einwirken darauf, daß Friedensperspektiven möglich werden, entzieht sich mir. Das gehört ja schließlich zu Friedensbemühungen mit dazu. Wenn man das allerdings so angeht - "eventuell irgendwann vielleicht mal kurz durchtelefonieren", sind in der Zwischenzeit schon wieder tausende von Menschen im Krieg gestorben. Krieg ist wie ein Krebsgeschwulst, je länger man zögert und wartet, um so mehr Schaden richtet es an und um so schwieriger wird es, zur Gesundheit zurückzukehren. Genau aus diesem Grund sollten diejenigen, die den Friedensvertrag kurz nach "offiziellem" Kriegsbeginn (der Konflikt an sich geht ja schon länger), verhindert haben, ebenso zur Verantwortung gezogen werden wie Kriegsverbrecher. 

Scholz hingegen müßte eigentlich täglich anrufen und Putin jovial, aber bestimmt, so richtig auf die Eier gehen. Weiter sollte er die Hilfe von neutralen Staaten annehmen, die ja zu Hauf von allen Seiten angeboten wird, damit diese dasselbe machen. Und mit den moderierenden neutralen Staaten sollte er zudem alle naselang bei Putin auf der Matte stehen. Weiterhin sollte er sich ebenso Selenskij zur Brust nehmen und ihm androhen, jegliche direkte Unterstützung einzustellen und nur noch humanitäre Hilfe zu leisten, wenn Krieg dort wie ein Hollywood-Blockbuster verherrlicht wird, und damit alle Opfer des Krieges und deren Familien verhöhnt werden. Für die war es nämlich kein Hollywood-Blockbuster, sondern tragisches und bitteres Schicksal. (“Ukraine is hosting one of the great epics of this century. We are Harry Potter and William Wallace, the Na’vi and Han Solo. We’re escaping from Shawshank and blowing up the Death Star. We are fighting with the Harkonnens and challenging Thanos” - von der NATO veröffentlicht). Man bekommt den Eindruck, daß einige Führungsleute in der Ukraine genauso infantil sind wie unsere Außenministerin, die in Atombunkern Hopse spielt. Weiterhin sollte sich Scholz dafür einsetzen, daß EU-Ukraine-Gipfel zu Friedens-Gipfeln werden, was die linke EU-Abgeordnete Özlem Alev Demirel im EU-Parlament zu recht kritisiert, daß dieses nicht geschieht.

Und jene, die keine anderen Sorgen haben, als solche bescheuerten Debatten darüber anzufangen, welche "verkehrte" Person die Petition "Manifest für Frieden" mitgezeichnet hat, sollten sich mal überlegen, was für eine Demokratie das wäre, in der es nur noch Menschen mit "erwünschter" politischer Ausrichtung erlaubt ist, Petitionen mitzuzeichnen, zu wählen und zu demonstrieren, und man für all diese Aktivitäten erstmal eine Bescheinigung der "tolerierten politischen Ansichten" braucht, selbst wenn man sich ansonsten an alle Gesetze hält: das wäre nämlich keine Demokratie mehr. Dann hätten wir jetzt schon Zustände wie in Russland, völlig ohne Putin, und es gäbe überhaupt keinen hehren westlichen Wert mehr in der Ukraine zu verteidigen. Das heißt, in so einem Fall gäbe es noch mehr Grund, den Krieg sofort zu beenden, weil die Gründe, aus denen wir diesen Krieg angeblich gewinnen müssen, nicht mehr vorhanden wären. Aber ich glaube, diejenigen, die mit solchen "Argumenten" Friedensinitiativen madig machen wollen, bekommen in ihrer dumpfen Einfältigkeit die Widersprüche gar nicht mit, in die sie sich selbst verstricken.

Wer zudem die Gerüchte glaubt, die absichtlich zur Verunsicherung gestreut werden, die Kundgebung wird von Rechtsextremen instrumentalisiert, obwohl bei der Kundgebung extremistische Symbole, Fahnen und Erkennungszeichen untersagt sind, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Überhaupt fühle ich mich so langsam an alte DDR-Zeiten erinnert, nur daß es nicht nur einen Sender mit der "Aktuellen Kamera", sondern viele Sender mit "Aktuellen Kameras" gibt. Und während es noch nicht allzu lange her ist, daß "Freiheit" als Unwort und Floskel geschimpft wurde, geht es jetzt dem Wort "Frieden" nicht anders. Die sozialen Hetzwerke überschlagen sich darin. Das sagt ziemlich viel darüber aus, wie wir mit wirklichen Werten umgehen und diese mit Füßen treten. Und auch die willkürliche Zensur ist ja längst nichts Unbekanntes mehr. 

Bei der Petition "Manifest für Frieden" wunderte ich mich, daß diese auf change.org nicht in den Suchergebnissen auftaucht, wenn man danach sucht. Nun gibt es ja jetzt eine Gegenpetition, deren Initiatoren wohl nicht die hellsten Kerzen auf der Torte sind, denn man kann auch hier wieder beobachten, wie schon während Corona, daß ein Teil der Bevölkerung sich durch komplette Unfähigkeit zur Differenzierung auszeichnet. Da wird munter alles, was man aufschnappt in eine Pfanne geschmissen und bunt durcheinander gewürfelt. So wie eine Impfpflicht mit Helm- oder Gurtpflichten verglichen wurde, bedeuten jetzt Verhandlungen und Kompromisse auf Augenhöhe Unterwerfung und Kapitulation. Meine Fresse, dieser unreflektierte Stuss kommt mir so langsam zu den Ohren raus. Aber da es nun diese Gegenpetition gibt, dachte ich mir, ich suche mal danach auf change.org und das Ergebnis war verblüffend (siehe die verlinkten Schnappschüsse):

Wenn man nach "Manifest für Frieden" sucht, findet man dieses nicht, aber dafür an erster Stelle die Gegenpetition. Sucht man nach "Alice Schwarzer" findet man weder das "Manifest für Frieden" noch den "Offenen Brief an Olaf Scholz" sondern nur die Gegenpetition. Sucht man nach "Wagenknecht" findet man auch kein "Manifest für Frieden", sondern allein die Gegenpetition. Das spricht sehr für eine Unterdrückung der Reichweite. Nun kann man die Petition zwar über die Browsersuche finden oder direkten Links folgen, aber wenn man unwissend auf change.org nach Petitionen für den Frieden sucht, wird einem diese Petition vorenthalten. Falls man sich über alle laufenden Friedensaktionen informieren will, empfehle ich übrigens die Seite >>friedenunddiplomatie.de.

Nun haben die beiden couragierten Damen ja eh so viel Öffentlichkeit und Reichweite, daß sie über solche Beschränkungen nur müde lächeln können, wie auch die >>inzwischen rund 674.000 Unterschriften beweisen. Allerdings wird man gleich nach der Unterschrift aufgefordert, Geld zu spenden, um die Petition sichtbarer zu machen, und ich habe gesehen, daß nicht nur 5 oder 8 EUR gespendet werden, sondern teilweise zwei- bis dreistellige Beträge. In der Masse der Unterschriften dürften da enorme Summen zusammenkommen und meines Erachtens grenzt es schon fast an Betrug, wenn bei dieser Bezahlung die Petition in der Suche unterdrückt wird. 

Interessant wird es, wenn man sich dann mal genauer mit change.org befasst. Schon vor Jahren und während Corona gab es immer wieder kritische Stimmen zu dieser Plattform und man findet diverse Artikel, in denen ebenfalls eine Kontrolle durch Change.org vermutet wird. Schaut man mal nach, >>wer change.org finanziert, findet man mal wieder >>Bill Gates, den findet man aber fast überall, wenn man der Spur des Geldes folgt. Viel spannender ist dagegen Pierre M. Omidyar, >>der mit seinem Omidyar Network auch correctiv.org fördert.  Als Alternative zu change.org bietet sich openpetition.eu an. Von denen habe ich noch nie negatives gehört oder gelesen und man kann nachlesen, daß sie sich nur von Kleinspenden finanzieren und Einflussnahme durch Unternehmen oder Organisationen streng ablehnen. 

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