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Dienstag, 14. Februar 2023

Sprachverwirrung, Deutungsverirrung und der Frieden

"In früheren Epochen verlangte man bei aufgeregten sogenannten 'großen' Zeiten (Anm.:"Zeitenwenden"?), bei Krieg und Umsturz von den Geistigen, sie sollten sich politisieren. Namentlich im spät-feuilletonistischen Zeitalter war dies der Fall.....(.....'Nun ist ja allerdings die Entartung der Sprache, das Erkranken von Syntax, die Verarmung der Grammatischen Formeln und die Überschwemmung der Sprache mit neuen, unorganischen, zu Propagandazwecken erfundenen Wörtern ein Charakteristikum solcher Zeitläufe.'...) Zu jener Totalitätsforderung gehört nun auch die nach der Politisierung oder Militarisierung des Geistes. So wie die Kirchenglocken zum Guß von Kanonenrohren, wie die noch unreife Schuljugend zum Nachfüllen der dezimierten Truppen, so soll der Geist als Kriegsmittel beschlagnahmt und verbraucht werden." (>>Michels, Materialien zu Hermann Hesses "Das Glasperlenspiel" 1)

Dieser Ausschnitt aus dem Rundschreiben Knechts an die Erziehungsbehörde im Manuskript des 'Glasperlenspiels', der nicht mit veröffentlicht wurde, erinnert einen doch irgendwie an die letzten paar Jahre. Wie seitdem Worte und Begriffe verdreht und erfunden werden, ist schon sehr auffällig. Und auch wenn alte Propaganda-Begriffe gemieden werden, wird indirekt doch dasselbe gesagt. (>>Als ich letztens von einer mediatorischen Grundausbildung für Politiker schrieb, hätte ich das beinahe einen "Führerschein" genannt. Zum Glück fiel mir die Doppeldeutigkeit noch auf.) Erst neulich bestätigte unser Bundeskanzler in einer Rede wieder, daß Russland diesen Krieg in der Ukraine nicht gewinnen DARF. Das ist genauso eine suggestive Sprache wie: "Die Pandemie ist erst vorüber, wenn jeder Mensch auf der Welt geimpft ist." Was genau ist denn ein Krieg, in dem es keine Niederlage geben darf, sondern nur den Sieg oder den kompletten Untergang? Es ist ein totaler Krieg, genau. Und ausgerechnet in Deutschland scheinen sich totale Kriege wieder enormer Beliebtheit zu erfreuen. Vielleicht wünscht man sich ja aus der erlittenen Enttäuschung heraus, daß bei anderen dieses sture "mit dem Kopf durch die Wand" mehr Erfolg hat. Dabei sollte man es besser wissen. Es gibt so eine Art psychologischen Lehrsatz der besagt, je mehr man sich mit dem Willen an etwas klammert und sich anstrengt, um etwas zu erreichen, sei es nun, indem man gegen etwas ankämpft oder etwas "kriegen" will, um so eher erreicht man das Gegenteil davon oder im besten Fall gar nichts. Das ist etwas, was sich im eigenen Leben recht gut beobachten läßt, wenn man einmal darauf achtet. Erfolg wird meist nur durch Entspannung erreicht. Und ich befürchte leider, daß es bei Kriegen nicht anders läuft. 

Aber die Mehrheit will jetzt, wenn man den Medien glauben darf, woanders wieder einen totalen Krieg und nimmt dafür auch weiterhin den Tod vieler Menschen, Gräueltaten und Kriegsverbrechen in Kauf, wenn denn nur am Ende irgendwann, vielleicht in drei Jahren, vielleicht in zehn, der Sieg steht und alles gut wird. Wie realistisch ist es, so etwas zu glauben? Und im Gegensatz dazu, werden Menschen, die echte Friedensbemühungen, Verhandlungen und Waffenstillstände fordern, als Realitätsleugner bezeichnet. Na ja, ich finde, beide Positionen kann man eher als Wünsche, denn als Wissen bezeichnen, aber der Balken im eigenen Auge muß schon ziemlich dick sein, wenn man das nicht sieht. Man kann darauf hoffen, daß sie sich erfüllen, und man kann etwas dafür tun, aber niemand weiß, wohin es wirklich führt. 

Was Waffen betrifft, bin ich ja immer etwas gespalten, weil wir leider in einer Welt leben, in der man manchmal bis zu den Zähnen bewaffnet sein muß, damit man in Ruhe gelassen wird. Ich für meinen Teil weiß aber auch, daß Waffenlieferungen niemals Friedensbemühungen ersetzen können und sollten. Oder wie Helmut Schmidt es ausdrückte: "Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln, als eine Minute schießen." Und ich kann vom Westen aus keine echten und ernsthaften Friedensbemühungen erkennen, sondern nur diplomatische Sandkastenspiele. Telefonate und Vollversammlungen, in denen Putin auf das Schärfste verurteilt wird. Ist das alles? Andere Länder machen da weit bessere Vorschläge, wie zum Beispiel Mexikos Außenminister, der in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates die Einrichtung eines Committee for Dialogue and Peace in Ukraine, das im Wesentlichen von neutralen Staaten besetzt ist, um dauerhaften Frieden zwischen der Ukraine und Russland zu moderieren, forderte. Einen ähnlichen Vorschlag hat auch Brasilien unterbreitet. Doch wenn man solche Vorschläge unterbreitet, wird man sofort abgekanzelt und als rechts hingestellt, selbst wenn man links ist, während diejenigen, die rechts sind und mit Klauen und Zähnen die Macht der westlichen, imperialistischen Eliten verteidigen, sich selbst als links sehen und das vermutlich sogar glauben. Es könnte fast Satire sein. Allein deshalb, weil linke Parteien ihre Wurzeln in der Arbeiterbewegung haben, und untere Schichten immer das ertragreichste Kanonenfutter für Kriege waren. Sie haben noch nie von Kriegen tatsächlich und dauerhaft profitiert. Von daher wäre es schon sehr seltsam, als Kanonenfutter KEINEN sofortigen Frieden zu wollen und zu fordern, und zwar unabhängig von irgendwelchen Machtverhältnissen. Daß es auch und gerade in unteren Schichten viele Menschen gibt, die ihre Aggressionen willig auf irgendein Ziel der Eliten hinlenken lassen, ist wieder ein ganz anderes Drama. Wie gut sowas auch heute noch funktioniert, haben wir ja schon während der Corona-Pandemie gesehen. 

Weiter heißt es, mit Putin verhandeln wäre "einschleimen". Na ja, dann würde ich gerne mal erfahren, was das ist, was wir gegenüber den USA machen. Gibt es noch eine Steigerung von "einschleimen"? Oder gilt Hörigkeit heutzutage als Diplomatie, während echte Diplomatie und das konstruktive Lösen von Konflikten "einschleimen" ist? Das würde aber auch zu den sonstigen Deutungsverirrungen passen, die wir gerade so erleben. "Solidarität" wird da zur Selbstaufopferung, nichts zu hinterfragen und alles zu glauben, ist auf einmal die neue "Wissenschaft", Eigenverantwortung wird zu Egoismus, Behauptungen sind Fakten, Zensur ist Faktencheck, Grundrechte werden zu Privilegien usw. Besonders erhellend: während bei Corona "jeder Tote ein Toter zu viel" war, sieht man das in "unserem" Krieg alles nicht mehr so eng. Schon daran erkennt man, daß alle Phrasen und Begrifflichkeiten immer nur dem reinen Selbstzweck dienten und dienen.

Dazu kommen die Söldnertrolle, die seitdem im Internet unterwegs sind und sich durch mangelnde Argumentationen, Schuldumkehr, Beschimpfungen und Einschüchterung auszeichnen. Sehr schön kann man das gerade wieder bei der Petition "Manifest für Frieden" von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer in den sozialen Netzwerken sehen. Nachdem in drei Tagen über 300.000 Unterschriften zusammenkamen, wurden die Trolle immer hektischer und aktiver. Man meinte geradezu die blanke Panik in ihren Augen zu sehen. Das ist im Grunde ein gutes Zeichen, denn Panik ist nichts anderes als Machtlosigkeit. Vielleicht erhoffen sie sich ja, erneut eine mehr oder weniger funktionierende >>Schweigespirale zu installieren. Und während unter Corona die Ungeimpften die Mörder waren, sind jetzt diejenigen, die mehr Friedensbemühungen fordern, widerwärtig, Abschaum und schuld an Tod, Folter und Vergewaltigung. Glaubt das eigentlich noch jemand? Die gleichen manipulativen Spiele, nur mit anderen Karten. 

Das alles führt in Deutschland dazu, daß inzwischen verbale Gewalt, Hetze und sogar Krieg als Meinungsäußerungen verstanden werden, wenn man auf der "richtigen" Seite steht. Gewalt, ob nun verbal, psychisch oder physisch, ist aber niemals eine Meinungsäußerung, genauso wenig wie körperliche Schläge oder Mord, sondern eben ein Übergriff. Es ist im besten Fall das allerletzte Mittel, um Schäden für sich selbst durch willkürliche Gewalt anderer abzuwehren. Die meisten scheinen es aber noch nicht einmal mitzubekommen, daß es sich um Übergriffe und Gewalt handelt. Während der Pandemie wurde Gewalt gegen Ungeimpfte ausgeübt, sogar von höchsten Stellen, wogegen bis heute nicht vorgegangen wird. >>Wenn jemand dagegen auf einer Kundgebung für Frieden mit dem "falschen" Land plädiert und ruhig seine Argumente dafür vorträgt, ist er kriminell und wird bestraft. Natürlich sind wir heute zivilisierter und erschießen so jemanden nicht mehr wegen Verbrüderung mit dem Feind - aber die Botschaft ist eindeutig: Wenn man auf der "richtigen" Seite steht, ist verbale Gewalt, oder sogar auch mal körperliche Gewalt gegen andere ok ("Ist doch nur ein kleiner Pieks"), wenn man auf der "falschen" Seite steht, wird man schon für lästige Argumente kriminalisiert und bestraft. So regelt sich die nervige Meinungsfreiheit bald "von alleine" - genauso wie der Markt. 

Je länger dieser Krieg in der Ukraine dauert, je mehr Porzellan zerschlagen ist (was einen schrecklichen Euphemismus für Krieg darstellt), um so schwieriger wird es, noch eine Annäherung zu erreichen. Und mir gehen so langsam diese ständigen Vergleiche zwischen Hitler und Putin auf dem Senkel. Zwar mißtraue ich Putin, aber ich habe dennoch den Eindruck, daß er recht genau weiß, was er tut, sich nicht überschätzt, und rationalen Argumenten noch zugänglich, also nicht irre ist, im Gegensatz zu Hitler. Was sagen eigentlich Profiler dazu? Die sind doch gewohnt, die Zurechnungsfähigkeit anderer zu beurteilen. Mal ganz abgesehen davon, wurde Hitler auch mit Hilfe von amerikanischen Geldquellen an die Macht gebracht, was wiederum zeigt, daß es den Amerikanern ziemlich schnurz ist, ob sie irre Extremisten als Opposition unterstützen, wenn es nur ihren eigenen Interessen dient - damals dem Schutz vor dem Bolschewismus. Und ein nicht zu vernachlässigender Unterschied ist der, daß Hitler keine Atombombe besaß - Gott sei Dank, muß man sagen. Aber 'Gott sei Dank' sage ich ebenfalls dazu, daß die Ukrainer keine Atomwaffen besitzen, denn ab und zu hege ich doch etwas Zweifel an deren geistigen Zustand. Die Mehrheit der Ukrainer würde angeblich auch bei einem Atomschlag weiterkämpfen. Nun ja, damit meinen sie anscheinend härter zu sein als die Japaner mit ihrer Samurai- und Harakiritradition. Selbst die haben sich nach der zweiten Atombombe lieber ins Schwert gestürzt und kapituliert, weil >>"Der Feind hat jüngst eine unmenschliche Waffe eingesetzt und unserem unschuldigen Volk schlimme Wunden zugefügt. Die Verwüstung hat unberechenbare Dimensionen erreicht. Den Krieg unter diesen Umständen fortzusetzen, würde nicht nur zur völligen Vernichtung unserer Nation führen, sondern zur Zerstörung der menschlichen Zivilisation..." Ich frage mich, ob diese Lust mit Strahlenkrankheit weiterzukämpfen unter den "kleinen Leuten" auch dann noch anhalten würde, wenn dieses Land niemanden mehr ernähren kann und völlig unbewohnbar wäre. Ich vermute mal, es würde wohl eher so laufen, daß sich jeder, der das noch kann, schnell irgendwohin verkrümelt, wo er aufgenommen wird, und kein Interesse mehr hat, sich um "totes" Land zu balgen. 

Ehrlich, ich bin ebenfalls nicht besonders scharf darauf, daß Putin siegt, und noch weniger, daß ich irgendwann in einer DDR 2.0 lande. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, daß es sich trotzdem in der DDR recht gut leben ließ, wenn man die Klappe hielt, und ich persönlich würde das tatsächlich dann dem Tod, Vernichtung oder der Verstrahlung vorziehen. Ich bin eben kein Held. Und der Gedanke, meine Lebenszeit oder gar mein kleines Leben, in welchem ich einfach nur in Ruhe leben, tanzen, malen und meine eigenen Probleme ausknuspern möchte, den machtgeilen globalen Schachspielern und Oligarchen zu opfern, geht mir so richtig gegen den Strich, denn es ist so schon kurz genug. Es nervt mich ebenfalls gewaltig, daß ich jetzt ständig gezwungen bin, mich mit Politik zu beschäftigen, obwohl ich das eigentlich gar nicht möchte (denn sonst wäre ich selbst Politiker geworden und würde dafür bezahlt werden), weil die mehr als gut bezahlten Volksvertreter ständig vergessen, mit welchem Auftrag sie gewählt wurden und ihre Arbeit nicht machen. 

Wir leben heute in einer Zeit, in der Werte und Begrifflichkeiten derart verzerrt und der politischen Propaganda unterworfen werden, daß nur noch auf ureigene Werte und das Gewissen Verlaß ist, aber auf keinerlei fremddiktierte Moralvorstellungen. Wenn es sein muß, bin ich dann auch gerne amoralisch. Und Realitätsleugner zu sein ist ebenfalls ok. Schließlich haben es Millionen Corona-Jünger vorgemacht. Während der Coronapandemie habe ich dagegen die Realität recht genau wahrgenommen, wie sich immer mehr herausstellt. Ich finde, dann darf ich mir nun zur Abwechslung auch mal etwas Realitätsleugnung leisten, sollen ja nicht nur andere dieses Vergnügen haben. Selbst wenn wir uns irren sollten, was ich nicht glaube - wenn sich sogar Experten und die Regierung die ganzen letzten Jahre hindurch munter geirrt haben, was niemanden trotz all der Schäden mehr die Bohne interessiert, dürfen wir alle uns erst recht irren und dabei laut sein für ernsthafte, wirkliche Friedensbemühungen: 

https://www.change.org/p/manifestfuerfrieden-aufstandfuerfrieden

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