Zur Zeit lese ich schon zum zweiten Mal das Buch >>"Du mußt dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast" von Barbara Sher, vermutlich deshalb, weil es wie für mich gemacht ist und all die Fragen beantwortet, bzw. eine Antwort auf die Fragen zu haben glaubt, die ich mir selbst immer wieder stelle. Ich bin mir nicht sicher, ob die Antworten richtig sind, aber es ist zumindest beruhigend, sie zu lesen. Und das bedeutet, daß ich ein Scanner bin.
Scanner werden in diesem Buch Menschen genannt, die sehr vielseitig interessiert sind und sich weder auf etwas festlegen wollen noch können. "Scanner sind neugierige, aufgeweckte Zeitgenossen, die gerade unter der Fülle ihrer Interessen leiden." Na ja, ich sage mal, es ist Leiden auf hohem Niveau. Zum Glück gehöre ich nicht zu den Scannern, die sich nie entscheiden und dann gar nichts machen. Die Scanner werden noch in einige Untergruppen unterteilt. Ich erkenne mich am ehesten im "Sibyllinischen Scanner" wieder: "Sie haben zwar schon versucht, die Anzahl Ihrer Projekte einzugrenzen, um sich intensiver und nacheinander damit beschäftigen zu können, aber immer wenn sie das tun, haben Sie das Gefühl, sich selbst zu beschneiden und interessantere Dinge zu verpassen."
Für den Sibyllinischen Scanner soll das Stundenplan-Modell gut funktionieren und in der Tat komme ich selbst immer wieder darauf zurück (wenn auch in eher freier Form), allerdings funktioniert es bei mir nur, so lange die Interessensgebiete nicht mit vielen materiellen Tools und Dingen verbunden sind. Zum Tanzen z.B. braucht man nicht viel, und wenn man ein Projekt "liegen läßt", steht nichts herum und nervt, genauso wenig beim Schreiben, wo das Projekt nur auf dem Computer lagert. Aber wenn beim Malen z.B. angefangene Bilder, Farben und Stifte herumliegen, die ich nicht jedes mal wegräumen kann, weil ich sonst das verwendete Tool nicht mehr im Gedächtnis habe, dann führt dies dazu, daß ich mich dauernd unter Druck fühle, das entsprechende Projekt abzuschließen, damit endlich wieder Ordnung herrscht, gleichzeitig werde ich aber unzufrieden, weil ich nur noch das eine mache und alles andere hinten runter fällt. Hier versagt also das Stundenplan-Modell aufgrund meiner Abneigung, mich dauerhaft mit chaotischen Verhältnissen zufrieden zu geben. Kreatives Chaos kenne ich zwar, mag es aber nur bei anderen, wenn ich raus aus der Verantwortung bin. Was nun?
In dem Buch heißt es, man soll lernen, alle seine Ideen zu ehren, selbst wenn man sie nicht verfolgt. Dazu wird vorgeschlagen, sich ein Projekttagebuch anzulegen. Den Schritt kann ich wohl überspringen, denn ich habe kein Problem damit, meine Ideen zu ehren, deshalb besitze ich sogar eigene Journale für spezielle Interessensgebiete: Yoga-Journal, Tanz-Journale, Kreativ-Journal, Traum-Journal, Gesundheits-Journal, ein normales Tagebuch, wo ich aber kaum etwas hineinschreibe, weil ich schon mit den anderen genug zu tun habe, und diverse Sketchbooks, in denen ich es mehr genieße, mich zu verewigen, als wenn ich "richtige" Bilder male, vermutlich genau deshalb, weil es so schön schnell geht und nichts herumliegt. Weiterhin wird man in einer Übung dazu aufgefordert, eine Aktivitätenliste seit Geburt zu erstellen, mit allem, was man getan und begonnen hat, selbst wenn man es dann nicht weiter verfolgte. Das hatte ich beim ersten Lesen bereits >>hier getan. Nachdem ich mir diese Liste noch einmal zu Gemüte führte, fiel mir auf, daß ich einiges vergessen hatte und Neues hinzugekommen ist. Deshalb folgt jetzt eine überarbeitete Version. Das kann einfach nicht gesund sein! Vielleicht sollte ich diese Liste in meinen Grabstein meißeln lassen, das wird dann aber wohl eher ein Grabturm:
Sportgymnastik
einen Garten anlegen und pflegen
ein Drehbuch schreiben
eine Babykatze großziehen
Chorsingen/Singen
Zeichnung und Malerei
Archäologie/archäologische Ausgrabungen (ok, es war nur unter den Büschen auf dem Hof, aber ich habe ein Kaninchenskelett und alte Münzen gefunden)
Stepptanz
Geologie (Steine sammeln und bestimmen)
später dann Steine bemalen
die einführenden Seiten des Deutschen Dudens auswendig lernen
Maschineschreiben
Bäume und Pflanzen bestimmen/Herbarium
Ornithologie (Vögel beobachten und bestimmen)
Klavier spielen
eine Patchworkdecke nähen
Kleidung nähen (beruflich und privat - sogar aus dem Talar meines Vaters)
Basteln mit Streichholzschachteln und Papier
Siebdruck
Scherenschnitt/Transparentschnitt
englische Liedtexte übersetzen
Wortspiele
Norwegisch lernen
Tschechisch lernen
Gedichte schreiben
Traumtagebuch schreiben/Traumdeutung
Hieroglyphen lernen
Schmuck basteln
Kissen und Tischdecken besticken
Makrameé
Stricken
Häkeln
Encaustic
Karate
Schwimmen
Qi Gong
Dart
Billard
Autogenes Training/Meditation lernen
Geschichte/Kunstgeschichte/Religionsgeschichte
Psychologie
Astrologie lernen (in Astrologie würde ich wahrscheinlich sogar eine zertifizierte Prüfung bestehen)
Karten legen (Tarot, Zigeuner und Lenormand)
Feng Shui
Batik und Stoffdruck
Latein lernen (Kleines Latinum beim Studium)
Russisch lernen
Französisch lernen
Yoga/Mobility
Aktienhandel
einen dicken Familienroman schreiben
Kochen und Backen
jede Menge Bücher lesen und katalogisieren
Computer lernen/später stellenfremde berufliche Verwendung als Systembetreuer
eigene Webseite erstellen
Bloggen
Journale schreiben und gestalten
Fotos machen und mit Photoshop bearbeiten
analog fotografieren und Fotos entwickeln
ein Forum führen
Adventskranz flechten und basteln
Salsa tanzen
einen durchgeknallten Roman über eine Geschichte aus meinem Job schreiben
Wohnung renovieren
Möbel bauen
Schmetterlinge züchten
E-Book veröffentlichen mit dem durchgeknallten Roman
Zumba
ich vergaß:
Kräuterwissen/Heilpflanzen/Gesundheit
Düfte mixen und eigene Pflanzenwässer herstellen
Schachspielen (ich hab es tatsächlich mal versucht zu lernen, mit einem extra für Kinder geschriebenen Buch, fand es aber langweilig)
später kamen hinzu:
Upcycling von alten Büchern
Tanzchoreos entwerfen
Contemporary tanzen/Floorwork
Neuroathletik/Mentaltraining/Faszien
Familiengeschichte/Ahnenforschung
Kerzen gießen
Seifen gießen
Videos schneiden und bearbeiten
zwei neue Romanideen und -anfänge (allerdings mag ich den Prozeß des Schreibens an sich gar nicht mehr besonders, weil er irgendwie körperfeindlich und so wenig sinnlich ist, zumindest im Vergleich zum Tanzen, aber auch im Vergleich zu bildnerischen Prozessen)
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