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Mittwoch, 22. März 2023

Ein Witz

Der Ausweis meiner Mutter ist im Dezember abgelaufen und sie konnte bis heute nicht ihrer Bürgerpflicht nachkommen, ihn verlängern zu lassen, weil das Bürgeramt zuerst wegen der Berlinwahl geschlossen war, und jetzt wegen des Volksentscheids weiterhin geschlossen ist. Da fragt man sich, was das Bürgeramt mit den Wahlen zu tun hat, wenn es doch ein Wahlamt gibt, aber anscheinend machen die dort dessen Arbeit und können deshalb kein Bürgeramt mehr sein. Ist ja irgendwie gelungene Satire, wenn ein Amt geschlossen werden muß, weil in einem anderen Amt Arbeit anfällt. Da meine Mutter als alte Frau nicht gut zu Fuß ist, ist sie auf dieses eine Amt angewiesen und kann nicht woanders hingehen. Ich habe trotzdem mal spaßeshalber in der berlinweiten Terminvergabe nachgeschaut und festgestellt, daß es bis Ende Mai keinen freien Termin mehr gibt, nirgendwo in Berlin, und im Juni sind die Termine noch nicht freigegeben. 

Die ukrainische Putzhilfe meiner Schwägerin hat jetzt mit deren Hilfe eine Wohnung bekommen. Es gibt inzwischen Baugenossenschaften, in die kommt man nur noch mit Empfehlung rein, d.h. man muß jemanden kennen, der bereits in einer der Wohnungen wohnt, und der dann zur Aufnahme in die Baugenossenschaft eine Empfehlung ausspricht. Nun mußte sich die Putzhilfe natürlich ummelden, aber wie machen, wenn es berlinweit keine Termine gibt? Sie ist deshalb wohl immer in aller Herrgottsfrühe aufgestanden, um sich ins Internet zu stürzen und dort eventuell als Erste einen freigewordenen Termin zu ergattern. Hat auch irgendwann geklappt mit einem Termin in Neukölln, obwohl sie in Marzahn wohnt. Ehrlich, sowas würde ich nicht machen. Wenn es nicht gewollt ist, daß man zügig seinen Bürgerpflichten nachkommt, dann würde ich in Ruhe, drei, vier oder fünf Monate abwarten, bis wieder Termine freigegeben werden. Kann doch niemand erwarten, wenn die Termine beim Amt inzwischen fast ebenso rar wie Wohnungen sind, daß man dafür noch seinen Nachtschlaf opfert. Das ist ja schon wie Schlangestehen in der DDR, nur daß man sich heute nicht nachts vor die Theaterkasse stellt, sondern virtuell vor die Ämter. Und wenn das so weiter geht mit Deutschland, dann können mich überhaupt alle mal am Löffel tuten. Dann werde ich Reichsbürger und stelle mir meinen Pass selbst aus. 

Führerschein

6 Kommentare:

  1. Es gibt da so einige Mythen über den Staatsangehörigkeitsausweis, genannt Gelber Schein. Sie beziehen sich darauf, dass Deutschland kein Staat ist, sondern ein Land, ein Gebilde, eine GmbH, aber seit dem 2. Weltkrieg oder noch früher kein Staat. Da müsste man tiefer eintauchen. Oder es besser sein lassen. ;-)

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    1. Was passiert eigentlich, wenn man kein Mitglied irgendeinen Staates mehr sein möchte? Funktioniert vermutlich nur, wenn man in den tiefsten Regenwald oder auf eine unentdeckte Insel auswandert.

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  2. Sogar der Mond ist schon aufgeteilt, zumindest die Regionen, die man vom Äquator aus gut erreichen kann.

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  3. Ich kapiere es echt nicht, dass es in Berlin so schwierig ist, bzw. so lange dauert, dass man einen Termin bekommt. Hier in HH schaut man digital nach, wo ein Termin frei ist und wenn es eilig ist, dann nimmt man eben ein Bezirksamt, das weiter entfernt und hat einen Termin in ein, zwei Tagen.

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    1. Das machen wir in Berlin ganz genauso. Aber wenn in ALLEN Bezirken bis Ende Mai alle verfügbaren Termine ausgebucht sind, dann nützt das eben nichts. Und ein Rentner, der nicht gut zu Fuß ist, ist zudem auf das naheliegende Amt angewiesen und kann nicht eben mal durch halb Berlin fahren.

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