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Samstag, 22. April 2023

Nichts geschenkt

Meine letzte Essenslieferung wurde mir von einem riesigen Kerl in Vermummung aus schwarzer Sturmhaube gebracht, der mehr aussah wie ein Einbrecher. Er wollte eine PIN von mir haben und als ich die PIN sagte, hörte ich: "IN ENGLISH PLEASE!!" Da werden doch gleich Erinnerungen an Schulstunden wach, in welchen man bei jeder Antwort zu hören bekam: "IN ENGLISH PLEASE! SAY IT IN ENGLISH!" und mir brach erstmal der kalte Schweiß aus. Dabei lese und höre ich jede Menge Englisch, aber spreche es eben nicht. Ich habe ja sogar einige Semester Anglistik studiert, dort die Aufnahmeprüfung auf Anhieb bestanden und die Seminare waren alle auf Englisch - also sooo schlecht kann mein Englisch nicht sein. Ist aber schon ewig her. Und ich dachte ja eigentlich, daß in Deutschland Deutsch völlig ausreicht. Von anderen Mitgliedern meiner Familie hätte er jedenfalls keine englische PIN bekommen. An der Eckkneipe bei mir hängt bereits seit Wochen ein Aushang, daß eine Mitarbeiterin gesucht wird. Sie sollte selbständig arbeiten können und des Deutschen mächtig sein. Bisher scheint sich niemand gefunden zu haben. Anscheinend wird Deutsch in Deutschland schon als Fremdsprache und Hochqualifizierung gehandelt. Mein Bruder hat mir wiederum erzählt, daß die alteingesessene Handwerksfirma, in welcher er noch zu DDR-Zeiten gelernt hatte, trotz voller Auftragsbücher schließen muß, weil sie einfach keine Gesellen mehr finden. Da frage ich mich, wer die vielen neuen Wärmepumpen installieren soll. Mal ganz abgesehen von den Hausdämmungen, die ja detailliertes Fachwissen benötigen, da fehlerhafte Dämmungen die Sache eher verschlimmern als verbessern. Und die Leute, die man so ins Land holt, tun sich zur Zeit irgendwie mehr als Fachleute für Messertechnik und Mafiastrukturen hervor. 

Im Contemporary-Kurs ist auch nichts mit Entspannung - gerade die ersten Male sind immer besonders herausfordernd mit gleich drei neuen Choreos auf einmal. Und als ob das für normale Tänzer im Hausgebrauch oder interessierte Nichttänzer nicht reicht, wird die eine Choreo wohl bald wieder gleichzeitig in zwei verschiedene Richtungen getanzt. Dabei ist mir derzeit gar nicht nach Arbeit. In der allerersten Stunde sind wir meist ziemlich viele, aber man kann eigentlich bereits ahnen, wen man nicht mehr wiedersehen wird. Und ich kann das ein bißchen verstehen. Manchmal vermisse ich Zumba, wo man stets von Anfang an auch ohne viel Arbeit Spaß haben kann. Wenn es noch das Mittwochs-Zumba gäbe, wäre ich wahrscheinlich wirklich in der Bredouille, weil ich mich entscheiden müßte zwischen Vergnügen und Lernen. Irgendwie schade, daß das Kursangebot immer nur entweder Arbeit oder Vergnügen enthält. Wenn ich die entsprechenden Kompetenzen hätte, würde ich lieber Arbeit und Vergnügen verbinden. Jedenfalls legt mein schlaues "Kursbuch" viel zu schnell an Inhalt zu. 

"Kursbuch"

2 Kommentare:

  1. Himmel, hast du eine schöne Handschrift. Und lesbar ist sie noch dazu. Würde ich nie so hinkriegen. Meine Notizen sind unlesbar im Nachhinein und ich kann nur raten, was ich denn so gemeint habe.
    Ansonsten: Ja, alles ist hier im Eimer.

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    1. Wie bitte? Ich und schöne Handschrift? Das hat mir auch noch niemand gesagt. Aber natürlich gebe ich mir bei wichtigen Notizen etwas mehr Mühe, damit ich sie hinterher noch entziffern kann. ;-)

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