Ein paar kleine Textzitate aus dem >>autobiographischen Roman "Ein Walzer für mich" von Zelda Fitzgerald, über den ich bei >>dieser langen Radionacht gestolpert bin. Mir ist besonders die überraschend moderne Sprache aufgefallen. Wenn man nicht wüßte, daß der Roman in den Jahren 1931 und 1932 geschrieben wurde, könnte er auch von heute sein. Die interessantesten Teile fehlen jedoch, da er um ca. 100 Seiten von Scott Fitzgerald und dessen Lektor gekürzt wurde, welche Enthüllungen über Scott als Ehemann und Schriftsteller, sowie skandalöses Material aus dem Privatleben des Paares enthielten. Laut Wikipedia lehnte Scott die seit Februar 1930 von Zelda immer wieder geforderte Scheidung stets ab, bis auf ein einziges Mal Anfang Juni 1933, nach einem langen Gespräch des Paares mit Zeldas Psychiater. Doch den Gedanken daran verwarf er schnell wieder, da er in diesem Fall nicht würde kontrollieren können, was Zelda in ihrem neuen, zweiten Roman schriebe. Scott bemühte sich im April 1933 um eine erneute stationäre Aufnahme Zeldas in eine psychiatrische Klinik – auch gegen ihren Willen. Die von Scott geforderte schriftliche ärztliche Ermächtigung, seine Frau jederzeit in die Psychiatrie einliefern zu dürfen, lehnte Zeldas behandelnder Arzt ab.
"Ähnlich unheimlich war Alabamas Angewohnheit, sich ständig ein Gift für ihr Unterbewusstsein zusammenzubrauen, zähes Beharren auf der Magie und dem Glanz des Lebens, obwohl sich dessen Puls bereits anfühlte wie das Pochen in einem amputierten Bein."
"Man wusste nie, ob er zugehört hatte, obgleich er immer auf irgendetwas zu horchen schien - eine Elfenserenade vielleicht oder einen phantastischen, überirdischen Hinweis auf seine gesellschaftliche Stellung im Sonnensystem."
"Die Klassen waren voller englischer Tänzerinnen, die noch glaubten, dass es möglich sei, zu leben und gleichzeitig zu tanzen....Wenn Madame zehn oder mehr aufeinanderfolgende Schritte verlangte, konnte nur Arienne sie vorführen. Ihr gestreckter Spann und die Spitzen ihrer Ballettschuhe zerhackten die Luft wie das Spitzeisen eines Bildhauers. doch für ihre stämmigen Arme war das Unendliche unerreichbar, sie waren geschrumpft unter der Last ihrer Kraft und zu vieler Muskeln. Gern erzählte sie, wie einmal bei einer Operation die Ärzte zusammengeströmt waren, um die Anatomie ihrer Rückenmuskulatur zu bestaunen.... Alabamas Arbeit wurde immer schwieriger. Im Gewirr der gebieterischen fouetté fühlten sich ihre Beine wie baumelnde Schinken an; im raschen Schwung des entrechat cinq sah sie ihre Brüste hängen wie leere Euter. Im Spiegel zeigte sich nichts davon. Sie bestand nur noch aus Sehnen. Erfolg zu haben wurde zu einer Obsession. Sie rackerte sich ab, bis sie sich vorkam wie ein aufgeschlitztes Pferd in der Stierkampfarena, das seine Eingeweide hinter sich herschleift.....
""Wenn du nicht sofort mit dem Gesumme aufhörst, gehe ich die Wände hoch, Alabama." Vermutlich konnte es einem tatsächlich auf die Nerven gehen, wie sich die Musik des Tages in ihrem Kopf festsetzte. Aber etwas anderes gab es für sie nicht. Madame hatte ihr gesagt, dass sie nicht musikalisch sei. Für Alabama war Musik etwas Bildhaftes, Plastisches - manchmal verwandelte der Klang sie in einen Faun in dämmrigen Gefilden, die noch keine lebende Seele betreten hatte, dann wieder in eine einsame Statue, die vergessenen Göttern geweiht und an einem verlassenen Strand von Wellen umspült wurde - eine Prometheusstatue......"
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