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Mittwoch, 5. Juli 2023

Farblose Menschen

In diesem Traum fand eine große Geburtstagsparty bei meiner Schwägerin statt. Die wohnte an einem Strand, der über und über mit Wohnwagen und Zelten zugepflastert war. Diese standen bis dicht an das Wasser, so daß kaum noch Strand übrig war. Ich erfuhr von irgendwem, daß es ein Flüchtlingslager ist mit Unterkünften für Flüchtlinge. Es gab einige Leute, die meine Schwägerin dafür bedauerten, daß sie ausgerechnet neben dem Flüchtlingslager wohnt, aber meine Schwägerin schien das nicht zu stören. Im Gegenteil - ihre Geburtstagsparty war eine bunte Mischung von diversen Ethnien, die vorbeischauten, aber natürlich entdeckte ich auch Verwandte. Jemand erzählte mir, daß es meinem Onkel vor kurzem nicht so gut ging. Die Leute im Haus drängten ständig umher, es ging zu wie in einem Bienenstock, so daß ich nie lange bei einer Gruppe blieb. Thailändische Tänzerinnen kamen, die so hohe Aufbauen auf ihrem Kopf trugen, daß sie gar nicht ins Haus paßten, sondern ihren Körper abknicken mußten und so abgeknickt bis unter das Dach flogen, wo sie von oben auf die Party herunterschauten. Jemand kam neu zur Tür herein und sagte: "Меня зовуt Саша!" Ein paar Roma bestaunten die Einrichtung in der Wohnung. Meine Schwägerin flitzte umher und war irgendwie dauernd auf der Suche nach etwas. Ich bekam den Eindruck, sie hatte schon längst den Überblick verloren. Ich fand ein seltsames Gerät, das sich als ein Kassettenrekorder für Minikassetten herausstellte. Während ich noch rätsle, ob es jemals Minikassetten gegeben hat und wozu man so ein Gerät braucht, fragt mich jemand, ob ich Minikassetten hätte. "Nein", antworte ich, "ich habe nicht einmal mehr große Kassetten, warum sollte ich dann Minikassetten haben?" "Was? Man muß doch Minikassetten haben!" Statt mich zu streiten, gehe ich weiter und treffe auf einen Schwarzafrikaner, mit dem ich mich super verstehe. Wir tollen herum, tanzen, machen Witze, alles völlig harmlos, bis uns ein beigefarbenes, fünfköpfiges Tribunal an einen Tisch zitiert. Beigefarben bezieht sich hier nicht nur auf die Kleidung, sondern, wie ich feststelle, auch auf die Gesichter, die völlig in hellem Beige sind - die Augen, die Augenbrauen die Lippen usw. Es scheint zu mißfallen, daß ich mich mit dem Schwarzafrikaner so gut verstehe und wir so viel Spaß haben, aber ich bin derart von den farblosen Gesichtern fasziniert, daß ich gar nicht darauf achte, was gesagt wird. 

Interessant, daß bei dieser Geburtstagsparty vor allem die Ethnien zugegen sind, bzw. mir auffallen, deren Tanzkultur mich interessiert. Bestimmt waren irgendwo auch noch ein paar Ungarn und Israeliten versteckt. Ich finde es im übrigen sehr seltsam, wenn manche Menschen bei russischer Kultur zuerst an Literatur denken. Ich denke dabei zuerst an Tanz, dann an Musik, danach an Kunsthandwerk und Goldschmiede und erst unter ferner liefen kommt die Literatur. 

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