Glück gehabt | 2

Irgendwie hatte ich so eine dunkle Erinnerung, daß die Kollegin, der ich im letzten Jahr überraschend wieder begegnete, im Juli Geburtstag feiert. Zwar arbeitete ich mit ihr zusammen, aber im Juli hatte ich meist Urlaub, weshalb mir wohl ein genaues Datum auf dem Schirm fehlte. Also dachte ich, hm, rufste mal an und fragst ganz vorsichtig nach, auch auf die Gefahr hin, daß sie schon längst in den Monaten davor Geburtstag hatte. Wie sich herausstellte, war ihr Geburtstag genau am Tag zuvor gewesen, an dem sie aber gar nicht zuhause gewesen ist, sondern es sich in der Schorfheide hat gutgehen lassen. Da hatte ich ja mal wieder den richtigen Riecher! Sie erzählte mir, daß im Januar ihr Herz "resettet" wurde, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie hat ja nun (4x geimpft) dauernd mit Herzrhythmusstörungen zu tun und es wird dann tatsächlich für zwei Minuten das Herz angehalten und wieder zum Schlagen gebracht, quasi ein Komplettreset. Wußte gar nicht, daß es sowas gibt. 

Ich selbst trage schon wieder eine ausgewachsene Muskelkatze herum - das Wetter ist gerade perfekt dazu geeignet, sich zu bewegen. Ansonsten habe ich es zur Zeit aber weniger mit Katzen als mit Käfern. Heute wollte ich ganz dringend wieder ein Bücherpaket zur Post bringen, nachdem ich in der letzten Woche sozusagen "Binge-Lesen" gemacht habe, um ganz schnell noch einige verkaufte Bücher zu lesen. Es ist schon erstaunlich, was für langweilige Bücher ich so angesammelt habe. Da hilft ein fester Termin ungemein. Endlich lief ich also mittags mit dem Bücherpaket los und stand bei der Post vor verschlossener Türe. Nanu? Was ist los? Die Öffnungszeiten verrieten es - neuerdings hat die Filiale zwischen 13 und 14 Uhr Mittagspause. Früher schaute ich sogar immer im Internet nach, wie voll es dort ist. Aber da sie den ganzen Tag auf hatten und ich inzwischen wußte, daß es über mittag leer ist, habe ich natürlich nicht mehr geguckt. Eine Uhr hatte ich ebenfalls nicht dabei, also beschloß ich, zur nächsten Kreuzung mit Uhr zu gehen und dort vielleicht auf einer Bank zu warten. Als ich dort war, zeigte die Uhr fünf Minuten nach eins. Und an der Kreuzung gab es zwar eine für Insekten sehr einladende und auch für das Auge erfreuliche Wildwiese mit Malven, Kornblumen, Mohn, Schafgarbe, Disteln usw. usf. - nur leider war keine Bank mehr zu sehen. Deshalb lief ich mit dem Bücherpaket erstmal eine Runde um den Sportplatz, fand dann aber, daß es ziemlich blöd wäre, jetzt mit Paket noch zehn weitere Runden zu drehen. Also ging ich lieber nach Hause und kaufte mir noch ein Kilo Erdbeeren für 9 EUR. Zuhause stellte ich fest, daß mir ein dicker, grasgrüner Käfer im Haar krabbelte - vermutlich von den Bäumen am Sportplatz. Dann aß ich eine halbe Stunde lang Erdbeeren auf dem Balkon, bevor ich den zweiten Versuch mit dem Paket wagte. Und beinahe hätte ich dabei einen Käfer mitgegessen, der auf einer der Erdbeeren saß - ein kleiner, weißer mit einer indianisch anmutenden braunen Musterung in der Mitte, eigentlich recht hübsch. Ich bin jetzt geheilt und werde künftig die Erdbeeren wieder waschen, bevor ich sie esse.