Wir kamen am Anreisetag durch die Irrfahrten erst ziemlich spät in der Pension an, deshalb haben wir nur noch etwas zu Futtern gesucht und danach einen Abendspaziergang in den Spreewald hinein gemacht. Es kamen 3-4 Häuschen und ein Kahnhafen mit Imbiß und danach nix mehr. Hier waren auch diese richtig dunklen und stillen Fließe zu finden, wie man sie als Tourist nur erahnen kann, wenn man mal eine Kahnfahrt in etwas abgelegeneren Gewässern mitmacht, und die für mich der echte Spreewald sind. Ich habe in meinem Leben schon unzählige Kahnfahrten gemacht, sogar bereits vor ca. fünfzehn Jahren eine Mondscheinkahnfahrt zu viert, die es damals noch gar nicht offiziell gab. Es war eine "Schnapsidee" von meiner Schwägerin, die sich zu diesem Zeitpunkt tatsächlich etwas als Schnaps herausstellte, weil wir nämlich gar keinen Mond hatten, sondern Neumond, das heißt, es war stockduster. Außer am Anfang, als es noch etwas dämmrig war, sah man später nichts mehr. Es war aber trotzdem ein Erlebnis, weil man dafür um so mehr hörte und roch.
Heute macht nun diese "Schnapsidee" meiner Schwägerin Furore und wird inzwischen überall offiziell angeboten. Sie hätte sich das patentieren lassen sollen. Und auch viele andere Varianten von Kahnfahrten gibt es neuerdings, die es früher nicht gab: nächtliche Kahnfahrten mit Kaminfeuer, Champagner-Kahnfahrten, Krimi-Kahnfahrten zu den Originalschauplätzen der Spreewaldkrimis und sogar Kahnfahrten, bei denen man nicht sitzt, sondern liegt und in die Bäume schaut. Das kann ich mir durchaus schön vorstellen, wenn man zu zweit oder zu dritt ist, aber auf einem Massenkahn glaube ich nicht, daß das so toll ist. Da stört mich schon im Sitzen das oft erhebliche Geschnatter. Natürlich kann man auf einem Kahn auch feiern, trinken und sich unterhalten, aber am schönsten ist es, wenn man Gelegenheit bekommt, die Stille der Fließe zu genießen.
Wir haben diesmal auf eine Kahnfahrt verzichtet und dafür die Stille an "unserem" Kahnhafen genossen, wo man ebenfalls schön am Fließ sitzen konnte. Na ja gut, es war nicht immer so still, nämlich dann, wenn die Schafe auf der gegenüberliegenden Seite wie wild herumblökten und die Gänse schnatterten. Überhaupt konnte man fast alles an Tieren beobachten - gegenüber Schafe, links Kühe, rechts eine Entenfarm mit eigenem Schwimmbassin, Hühner, im Fließ selbst sprangen Fische, schwammen Enten vorüber und schauten uns erwartungsvoll an, tauchten Schwalben ein und sogar eine ganze "Was auch immer"-Nagetierfamilie schwamm darin herum. Erst meinte jemand, das seien Otter. Weil sie immer ans Ufer kletterten, sich unter dem Zaun zur Schafweide hindurchzwängten und die ganze Zeit Gras futterten, witzelten wir schon, das seien Transschafe, denn Otter fressen ja eigentlich Fische. Zu Hause habe ich mich genauer informiert und >>diese süßen weißen Nasen als Nutrias identifiziert. Eindeutig! Und das sind in der Tat Pflanzenfresser. Eine ganze Horde von kleinen Nutriakindern, die mit Papa oder Mama unterwegs war, hat sich aus irgendeinem Grund durch die Abgrenzung zur Schafstränke gequetscht. Dort schienen sie dann nicht mehr herauszukommen, während Papa gemächlich weiterschwamm und sich aus dem Staub machte. Dann schafften es die Kleinen doch wieder nach und nach zurück in das Fließ und Papa kam ebenfalls wieder. Wer weiß, vielleicht haben die dort ihren Nutria-Kindergarten oder ihr Nutria-Kinderschwimmbassin, wo sie die Eltern auch mal unbeaufsichtigt lassen können.
Gestern konnte ich übrigens den mitgebrachten, vom Baum gepflückten Pfirsich essen. Nachdem ich mich tagelang an dessen Duft berauschte, war er nun tatsächlich so reif, daß man ihn essen konnte. Und vorzüglich aromatisch, da reicht kein Supermarktpfirsich ran. Fast bereue ich es, nicht den ganzen Baum leergepflückt zu haben. Zumindest einen alten DDR-Dederonbeutel hätte ich dabei gehabt, um diesen zu befüllen.
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