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Freitag, 8. September 2023

Besuch bei der Muhme | 4 (Burg - Hafen)

Auf dem ersten Familienfoto sieht man den Hafen von Burg irgendwann in den Fünfzigern oder Sechzigern. Damals gab es mich noch nicht. Der Hafen ist weitläufig, mit Bäumen auf beiden Seiten, breiten Treppenterrassen aus Stein, wenigen Kähnen und relativ leer. Idylle pur, zumindest nach außen. Wenn ich am Hafen spielte, fand ich oft kleine tote Fische auf den Steinstufen. 

Auf den nächsten beiden Bildern sieht man mich am Hafen. Da hatte sich natürlich noch nicht viel verändert. Das darauf folgende Foto stammt aus 2007. Burg ist inzwischen längst Kurort geworden und auch am Hafen ist deutlich mehr los. Bäume wurden gefällt und das Ufer mittig mit Paddelbooten und Kähnen "befüllt". Jetzt, in 2023, ist der Hafen von vorne bis hinten zugebaut und voller Touristen. Man kommt eigentlich kaum noch bis an das Wasser. Gleich vorne wurde das Ufer mit einer Biergartenterrasse überbaut. Auch hinten, ungefähr auf der Höhe, von der das erste Foto aufgenommen wurde, gibt es einen Gasthof direkt am Wasser. Dazwischen alles mit Paddelbooten und Kähnen zugestellt. Durch die neuen Holzstege ist die Wasserfläche kleiner geworden, aber nicht nur deshalb, auch das stetige Sinken des Wasserspiegels tut ein übriges. Dem entsprechend, meinte ein Kahnführer, sollte man die Gelegenheit nutzen, so lange es noch geht. Und das scheinen viele so zu sehen. Wie üblich beim Massentourismus findet man viel Nepp. Im vorderen Biergarten zum Beispiel gibt es keine echten Spreewälder Hefeplinse, sondern nur lumpige Crêpes und auf kalte Getränke darf man dort ebenfalls nicht hoffen. Wie wir dann doch noch zu echten Hefeplinsen gekommen sind, ist eine andere Geschichte, die ziemlich lang ist, denn es ist eine wahre Hefeplinsen-Odysee geworden. Diese erzähle ich ein späteres Mal.

Zumindest aber die Fische fühlten sich im Hafen wohl, denn ein ganzer Schwarm von Fischen mit orangeroten Flossen sonnte sich dort im Wasser. Das spezielle Haus des Dorffotografen am Hafen, mit dessen Familie meine Großeltern befreundet waren, ist inzwischen die Hintergrundkulisse für ein Café. Wenn das Café geschlossen ist, so wie bei unserem Besuch, kommt man auch an die Ausstellungsstücke am Haus nicht heran. >>Dieses Foto zeigt den Eingang zum Fotografenhaus, wie er 2007 noch frei zugänglich war, und >>dieses das Werbebanner von 2007. Heute kann man nur noch einen fernen Blick erhaschen, weil der ganze Platz davor zum Cafè gehört. Das letzte Mal war ich 1982 zu Besuch in diesem Haus. 2007 gab es dort noch einen Fotografen, der das Geschäft weitergeführt hat. Dafür gibt es jetzt einen anderen Dorffotografen am Bahnhof, der ebenfalls aus einer mit meinen Großeltern bekannten Familie stammt. Und schräg gegenüber, in einem ebenso alten Gebäude, hat sich ein asiatisches Restaurant einquartiert. 

Dies alles schrieb ich gestern Nacht und nahm das Thema dadurch mit in meine Träume. Im Traum setzte ich dann meine Reise in die Vergangenheit fort und traf darin einige Bekannte meiner Großeltern. Diese überreichten mir ein Familienerbstück: eine prächtiges Gold-Schmuckstück mit Löwenkopf. Das ganze Schmuckstück bestand aus vielen einzelnen, dicken Ketten, in der Mitte gerafft und mit dem Löwenkopf versehen. Wenn man es sich um den Hals legte, wirkte das Teil mehr wie ein goldener Panzer, weil es die gesamte Brust bis zum Hals bedeckte. Des weiteren führten sie mich zu einer Art Schuppen, der eigentlich mehr ein Zirkuswagen ist, wie ich erfuhr.. Ich konnte mich dunkel erinnern, zwei- oder dreimal in der Kindheit in diesem Wagen gewesen zu sein. Nachdem ich ihn neuerlich betrat, erschien mir alles erstaunlich groß. Sogar eine eigene Küche und ein Bad gab es darin. Zudem war der Wagen in drei halb abgetrennte Abteile unterteilt, die recht große Zimmer darstellten. Im ersten Abteil mit dem Eingang standen Tische, an welche wir uns sogleich setzten. Alles war voller alter Erinnerungs- und Sammlerstücke. Durch den breiten Durchgang zum nächsten Abteil konnte ich erkennen, daß dieses eine Ahnengalerie direkt an der Decke hatte, um einen großen Deckenleuchter herum angeordnet. Die vielen Ahnenbilder konnte man deshalb nur betrachten, wenn man den Kopf ganz in den Nacken legte und ich machte sofort ein Foto davon. Dann bemerkte ich zu meinem großen Erstaunen durch ein Wagenfenster hindurch, daß wir mit dem Wagen fuhren. Nicht möglich! Die Male, in denen ich in dem Zirkuswagen gewesen bin, ist er nie gefahren. Ich hätte nie gedacht, daß man sich damit tatsächlich fortbewegen kann. 

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