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Donnerstag, 14. September 2023

Verpasstes

Zur Zeit hört und sieht man ja ziemlich viele Nachrichten zum Gotthard-Tunnel. Nach weniger als zehn Jahren Betriebsdauer scheint dort irgendwie nichts mehr zu funktionieren. Und mysteriös ist es zudem ein bißchen, wenn der Autotunnel erst wegen einer normalen Autopanne gesperrt wird und dann plötzlich wenig später irgendwelche Betonteile von der Decke fallen. Bei den heutigen Baukünsten, derer sich die Menschheit so befleißigt, wundert mich sowas eigentlich weniger, aber es gibt auch eine Gruppe von Menschen, denen das willkommenes Futter für neue abgefahrene Theorien gibt. (Verschwörungstheorien sage ich nicht mehr dazu, weil das Wort inzwischen zu sehr mißbraucht wird - inzwischen ist ja schon alles eine Verschwörungstheorie, das einem nicht in den Kram paßt. Genauso wie der "Nazi"-Begriff, der durch den inflationären Gebrauch fast bedeutungslos geworden ist.) Wenn man mal auf solche Ansichten stößt, fallen ebenfalls immer Bemerkungen über die merkwürdige Eröffnungsfeier des Gotthard-Tunnels, in die man von Satanismus bis zum Islamismus alles mögliche hineininterpretiert hat. Damals ist das wohl an mir vorübergegangen. Die Schweiz interessiert mich so im Großen und Ganzen eher wie der Wasserstand vom letzten Jahr. Aber gerade, weil man immer noch nach sieben Jahren so viel von dieser ominösen Eröffnungsfeier hört, wurde meine Neugier geweckt. 

Komischerweise findet man die Feier aber auf seriösen Kanälen überhaupt nicht mehr, >>weshalb ich eine fragwürdige Quelle der Aufzeichnung verlinken muß. Die Feier selbst war ein offizielles Ereignis und kein Geheimnis, gehe ich zumindest davon aus. Also entweder ist einigen die Eröffnungsfeier heute so peinlich, daß sie sie lieber verstecken wollen, oder sie versuchen Spekulationen darüber in Schach zu halten. Doch eigentlich ist es ja so, daß es, wenn man keine Möglichkeit hat, sich ein eigenes Bild zu machen, Spekulationen und Mythen noch verstärkt. Nun ja, ich habe mir also ein eigenes Bild gemacht und darin wieder etwas völlig anderes gesehen. Derwische entdeckte ich nämlich nicht - es waren für mich eindeutig Heuhaufen. Aber dann - ein jodelnder Erich Honecker! Ich wartete nur darauf, daß er gleich die Faust hebt. Auweia. Ich sollte vielleicht mal eine ganz eigene Theorie entwerfen. Es zeigt im Grunde nur, daß jeder, wie immer bei symbolträchtiger Kunst, etwas anderes darin sieht. Vielleicht hätte man es bei einer kleinen, netten Unterhaltungs-Revue belassen sollen, die jeder ähnlich versteht. Und in Anbetracht dessen, daß die Eröffnungsfeier mit einer schützenden Jungfrau Maria endet, würde ich mir nicht all zu viele Sorgen deshalb machen. Allerdings war der schützende Umhang der Maria rot und nicht blau, die übliche Farbe. Und damit kommt man schon wieder auf Gedanken, Herr im Himmel - ich höre jetzt lieber auf....

Auch an mir vorübergegangen ist anscheinend ein Lied, das ich erst gestern im Contemporary-Kurs gehört habe und wohl ein neuer Favorit von mir wird. Ich kriege dabei sofort Lust zu tanzen, nur leider komme ich zur Zeit überhaupt nicht dazu. Selbst in den Tanzkurs hetze ich nur noch, ohne jedes Üben oder Aufschreiben dazwischen. Doch anscheinend funktioniert mein Gehirn auch ohne das ganz gut, denn eine Mittänzerin meinte zu mir gestern, ich sei die einzige, die unsere Übungschoreo könne. Hm, na ja, ist ja schon mal nicht schlecht, wenn es zumindest so aussieht, als wüßte ich die Choreo. Außerdem war Musik ein Thema. Für unsere Hauptchoreo haben wir diesmal wieder so ein langsames, trauriges Stück und eine Mittänzerin meinte, daß sie in der letzten Woche von der Musik richtig depressiv geworden ist. Zum Glück macht mich solche Musik nicht depressiv, vor allem nicht, wenn ich mich auf dem Boden bewege, denn dann bin ich so damit beschäftigt, wieder hoch zu kommen, daß ich gar keine Zeit habe, depressiv zu werden. Doch die Musik ist in der Tat ziemlich traurig, aber auch schön, jedenfalls sehr viel schöner als die komische Musik, die wir im letzten Semester hatten. Als ich zum Geburtstag unser letztes Tanzvideo meiner Familie gezeigt habe, meinte meine Schwägerin, bei dieser Musik würde sie sich sofort auf den Boden legen, auf die Panflöten warten und einschlafen. Da mußte ich ihr leider recht geben. 

2 Kommentare:

  1. Wie Regisseur Volker Hesse sein bizarres Eröffnungs-Spektakel verstanden wissen wollte, erläutert er hier – ich verstehs allerdings trotzdem nicht:
    https://www.luzernerzeitung.ch/schweiz/gotthard-inszenierung-vorstellungen-waren-riesige-erfolge-ld.83602

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    1. Danke für den Link! Ein Todesengel war das also. Das war mir nicht ganz klar - ich habe das mehr als so einen kleinen dicken Pummelengel gesehen, wie er als Putte im Barock beliebt war. (Der allerdings ein etwas erstauntes Gesicht gemacht hat.)

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