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Donnerstag, 19. Oktober 2023

Besuch bei der Muhme | 11 (Der Bismarckturm 2)

Der Schlossberg hieß schon immer Schlossberg, also seit "Menschengedenken", wie es so schön heißt. Das erste Mal schriftliche Erwähnung findet er 1786 in der Literatur, wo man ihn mit der Sage vom Marktgrafen Gero in Verbindung bringt. Dieser soll 929 n. Chr. 30 sorbische und westslawische Fürsten zu einem Gastmahl in seine Residenz eingeladen haben, welche er auf dem Burger Schlossberg hatte. Er selbst unternahm gerne Raub- und Plünderungsfeldzüge in slawisches Gebiet, was die dort ansässigen Stämme zu Widerstand veranlaßte. Sie zahlten keine Tribute mehr, bereiteten einen Aufstand vor und planten die Beseitigung von Gero. Die Einladung von Gero erfolgte unter dem Vorwand, Frieden und Versöhnung zu suchen, doch in der Nacht nach dem Gelage ließ er alle Fürsten meuchlings ermorden. 

Im Richterprotokoll von 1787 findet der Schlossberg Erwähnung in Zusammenhang mit dem Wendenkönig, der dort gelebt haben soll. Jede Menge alte Sagen ranken sich um diesen Wendenkönig, z.B. daß er im Schlossberg einen großen Schatz versteckt hat, daß er eine faltbare Brücke hatte, mit welcher er über jedes Fließ hinüberreiten konnte, Kinder raubte und daß er eines Tages verschwand, niemand weiß wohin. In der Spree, unweit des Schlossberges von Burg, sollen im Morast versteckt, die goldene Wiege der Kinder des alten Wendenkönigs, der goldene Wagen und die Krone desselben liegen. Manchmal soll man auf dem Burgberg Flammen lodern sehen. Oder ihn als kopflosen Reiter um den Burgberg jagen.

"Der Wendenkönig soll einmal über ein mächtiges Reich geherrscht haben. Doch in einem großen Kriege wurde er geschlagen, verlor sein Land und irrte verlassen umher. Mit einigen mutigen, unerschrockenen und treuen Gesellen zog er sich in das undurchdringliche wasserreiche Land des Spreewaldes zurück. Er baute eine einsame Burg inmitten undurchdringlichen Dickichts und barg dort kostbare und herrliche Schätze. Um über die unwegsamen Sümpfe und Gewässer in sein Schloss zu gelangen, konnte der Wendenkönig, so wird erzählt, mit seinem Pferd durch die Lüfte reiten. Er soll auch einen heimlichen Steg auf Pfählen, die in den Sumpf getrieben und mit Tierfellen belegt waren, gehabt haben oder eine Brücke aus Leder, die sich selbst vor ihm auf – und hinter ihm wieder einrollte. Seinem Pferd schlug er die Hufeisen verkehrt auf, um seine Verfolger zu täuschen. Einige Sagen erzählen, den Wendenkönig habe ein Blitz aus einer schwarzen Wolke erschlagen, das Schloss mit seinen Schätzen sei versunken und der König liege in einem silbernen Sarg an unbekanntem Ort. Andere erzählen, er sei von den Schweden oder Österreichern gefangen und in goldenen Ketten fortgeführt worden. Seine Burg sei jedoch verbrannt." (Märchen, Lieder Trachten, Quartett, Budysin, 1962)

Allerdings waren das früher eben nur alte Sagen, die von Generation zu Generation weitererzählt wurden. In meinem Ferien-Appartement stand eine kleine Figur ohne Nase des Wendenkönigs, auch Serbski Kral genannt, so wie man sich ihn wohl vorgestellt hat(das dritte Foto). Auf dem zweiten Foto sieht man den Abhang des Schlossbergs vom Bismarckturm aus, welcher nicht auf der höchsten Stelle steht. Nun begab es sich aber, daß im Zuge des Baus der Spreewaldbahntrasse 1897 im Schlossberg ein Durchstich gemacht werden mußte, der jede Menge archäologische Funde zu Tage förderte. Fortsetzung folgt....

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