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Samstag, 4. November 2023

Kalt und dunkel

Letztens träumte ich, ich wäre mit meiner Familie auf Urlaub in einer alten Burg. Dort fröstelte ich und bemerkte, wie kühl und frisch es in solch einem alten Gemäuer ist. Ich suchte deshalb nach einer altehrwürdigen Feuerstelle, um ein Feuer zu entzünden. Dabei wunderte ich mich, wie die Menschen früher es in diesen unwirtlichen Bauten während des Winters ausgehalten haben. Dann wachte ich auf und stellte fest, daß ich die Bettdecke von mir geworfen hatte, während die Balkontür nachts noch immer halb offen steht. Kein Wunder, daß es in dieser Burg so zugig gewesen ist! 

Nachts ist es nun schon deutlich kälter, aber ich weiterhin viel unterwegs. Manchmal frage ich mich, wenn man im Schlaf sowieso zeitweise so viel umherreist, ob nicht eine Wunschliste mit Orten ganz cool wäre, damit man nicht ständig in den gleichen Hotels und Ländern landet. Und warum überhaupt Länder? Man könnte doch eigentlich ganz leicht zum Mond reisen oder sogar zu Orten, wo noch niemals ein Mensch zuvor gewesen ist. Das wäre noch viel spannender. Und ein schöner Zeitvertreib für die kalte und dunkle Jahreszeit. Dazu völlig emissionsfrei. Der einzige Nachteil von solchen Nachtreisen ist, daß die Fotoapparate einfach nie funktionieren. 

Wenn es kalt und dunkel ist, bricht ebenfalls wieder genau die richtige Zeit an, um in Journalen und Tagebüchern herumzustöbern oder sie zu befüllen. Worte fließen allerdings gerade nicht so viel, deshalb befülle ich mehr meine Skizzenbücher und im Blog bleibt es ziemlich ruhig. Wenn ich alle meine Journale, Tagebücher, Skizzenbücher usw. täglich würde befüllen wollen, wäre das ein Fulltime-Job. Funktioniert natürlich nicht. Wenn man für alles ein extra Journal hat, bleiben immer ein paar liegen. Blättere ich dann durch die vielen halb gefüllten Hefte und Bücher, frage ich mich manchmal, ob ich die wirklich alle brauche und ob sowas vielleicht krankhaft ist oder blöd. Aber ehrlich - ich würde mich lieber von meiner gesamten Bibliothek trennen, na ja, sagen wir von der halben Bibliothek, als von den Journalen, Notizbüchern und Skizzenbüchern. Dabei ist noch nicht einmal viel aufregendes drin enthalten. Gerade echtes Tagebuch kommt eher nur zeitweise und rudimentär vor. Was ich jedes mal schade finde, wenn ich herumstöbere, weil das fast mit am interessantesten ist, im Gegensatz zu tonnenweisen Ideen, die mich Jahre später nicht mehr reißen, Beobachtungen, gesammeltes Wissen u.ä. Gerade fand ich einen Tagebucheintrag von Januar 1998: "Heute haben wir die Weihnachtsfeier bei meiner Gruppenleiterin nachgeholt. Wir waren etwa 15 Leute und es war ganz lustig. Die Julklapp-Geschenke legten wir unter ihren Gummibaum. Statt ein Gedicht aufzusagen o.ä. mußten wir Fragen zum Sozialhilferecht beantworten." Na ja, wenn ich heute Fragen zum Sozialhilferecht beantworten sollte, würde ich wohl keine Geschenke mehr kriegen. 

Gerade beschäftigt mich sowieso mehr das Zollrecht. Das liegt daran, daß ich meiner Sammlung von Journalen noch eines hinzugefügt habe - ein in Großbritannien handgefertigtes Einzelstück. Es ist also nirgendwo anders zu finden und es ist außerdem absolut wie für mich gemacht. Nun war das gute Stück, welches sehr dick und gut gefüllt mit liebevollen Details, Papieren und Stoffen ist, nicht gerade billig. Im Sale 140 Euro. Solche Art von selbstgemachten Journalen kann man natürlich immer kaufen, aber nicht genau dieses. Ich hatte noch nie das Bedürfnis, sowas zu kaufen, aber bei diesem wußte ich, das ist es! Deshalb nahm ich auch die 30 Euro Versandkosten und 33 Euro Umsatzsteuer in Kauf. Zusätzlich können noch Zollgebühren anfallen, hieß es. Nun klickte ich mich durch alle möglichen wagen Zollinformationen und las von irgendeiner Vereinbarung, nach welcher Dinge, die nachweislich in Großbritannien angefertigt wurden, zollfrei sind. Deshalb machte ich mir Hoffnungen, daß ich vielleicht um den Zoll herumkomme, aber leider vergebens. Zoll mußte ich außerdem über 38 Euro zahlen. Das ganze Teil hat also mehr als 240 Euro gekostet, bei einem eigentlichen Wert von 140 Euro. Ich bereue den Kauf trotzdem nicht, denn dieses Einzelstück ist wirklich für mich perfekt und wunderschön. Quasi ein kleines Kunstwerk. Ich bastle zwar selbst eine ganze Menge, aber für so ein dickes Buch-Projekt, das teilweise mit Stoffen benäht ist und mit handgeschöpften Papieren gefüllt ist, hätte ich keine Geduld und Zeit gehabt. Allerdings hätte ich das Geld lieber der Kunsthandwerkerin gegeben, statt der EU. Bei diesen Zusatzkosten lohnt es sich ja fast schon, einen Tagesflug nach Großbritannien zu buchen, das Teil dort abzuholen und als Souvenir mitzubringen. Wollen sie Großbritannien damit für den Brexit bestrafen?

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