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Mittwoch, 15. Mai 2024

Geheimnisse der Motivation (Wahl, Selbstverwirklichung und Einkauf)

Man weiß ja nicht so recht, wozu eine Frau Strack-Zimmermann gut sein soll, aber jetzt weiß ich es. Meine Mutter hat mir noch vor ein paar Monaten erklärt, daß sie nicht mehr wählen wird, weil ihr das zu anstrengend wird und die eh alle machen, was sie wollen. Gestern am Telefon erzählt sie mir aber, daß sie die Wahlbenachrichtigung erhalten und schon die Unterlagen angefordert hat. "Hast du nicht gesagt, du willst nicht mehr wählen?" frage ich. Und sie, na ja, sie habe es sich anders überlegt. Aber nur, weil sie die Strack-Zimmermann nicht will! Da kann man mal sehen, wie so ein abschreckendes Beispiel noch eine positive Wirkung haben kann. Man muß für die gruseligen Großraumplakate mit Blutsaugerblick fast dankbar sein. Meine Mutter hat sich auch mit ihrer Fußpflege über Strack-Zimmermann unterhalten und die meinte, sie kenne überhaupt niemanden, der diese Frau möge. Ich im übrigen ebenfalls nicht. Vermutlich gibt es diese Leute nur im Umkreis von Rheinmetall. Und mit der Pflegestufe für meine Mutter hat es doch geklappt.

Ich bin weiterhin dabei, meine Bücher zu reduzieren, habe in diesem Jahr bereits einige Pakete weggeschleppt und lege ab und zu Bücher zum Verschenken raus. Immer wieder sind auch Bücher von meinem Vater dabei, leider sind die immer wieder gestempelt - manchmal sogar mehrmals und nicht nur einmal. Das heißt, ich muß stets erst die Stempel rauskratzen, was sehr nervig ist. Und jedesmal denke ich dann, so ist das, wenn ein Mensch nichts anderes hinterläßt, als vollgestempelte Bücher. Na ja, ok, mich und meinen Bruder hat er außerdem hinterlassen. Aber eigentlich wollte er mal Literat werden, hat er notiert als er jung und unverheiratet war und ein paar Gedichte schrieb. Nur hat er irgendwann, ich schätze mit Beginn von Familie und Beruf, damit aufgehört und nur noch Literatur konsumiert und/oder gestempelt. Wenn man das mal durchrechnet: er hatte eine Bibliothek von rund 50.000 Büchern, vielleicht auch mehr. Wenn in jedem Buch ein Stempel ist, in manchen sogar mehr, und er in der Zeit des Stempelns nur einen Satz oder einen halben geschrieben hätte, wäre vielleicht ein Roman dabei herausgekommen. Das letzte Hemd hat keine Taschen, deshalb ist es pure Zeitverschwendung, unwichtige Dinge zu stempeln. Außer natürlich, man findet tiefes Glück und Erfüllung im Stempeln. Das kann ich bei meinem Vater ausschließen. Fast alle Träume, die er jemals erzählte, drehten sich um abgefahrene Züge. 

Gestern war ich zudem wieder im umgebauten Supermarkt mit den Selbstscanner-Kassen und habe noch etwas gefunden, was es dort nicht mehr gibt. Nämlich die echte Berliner Weiße. Die haben nur noch das Zeug von Kindl. Früher gab es dort auch aus einer kleinen Manufaktur handgebraute Berliner Weiße, die so gesäuert war, wie es sich gehört. Entweder hat es die Manufaktur ebenfalls schon gerissen oder sie führen deren Produkte nicht mehr. Damit hat dann Kindl wohl das Kartell für Berliner Weiße inne, obwohl das nicht mal echte Berliner Weiße ist und die bei Kindl null Ahnung von Berliner Weiße haben. Nachtrag Minuten später: Hab gerade gesehen, daß es die Brauerei doch noch gibt und man das Bier sogar im Internet bestellen kann. Aber ehrlich, muß das wirklich sein, daß man für gute regionale Sachen einen unverhältnismäßig hohen logistischen und zeitlichen Aufwand betreiben muß, während die Supermärkte zu Dreiviertel voll sind mit Schund? Und der Postbote dürfte sich ziemlich freuen, wenn er Bierkästen in den vierten Stock schleppen darf. Normalerweise brauche ich ja keinen Kasten, sondern habe im Sommer regelmäßig ein bis zwei Flaschen mit meinem normalen Einkauf mitgenommen. Gerade wenn man sich als Single alle möglichen Sachen im Internet bestellen muß, weil es im Supermarkt nur den Mist der Großkonzerne gibt, ist man gezwungen, trotzdem große Mengen zu bestellen und muß die irgendwie in einer kleinen Wohnung lagern. Das fand ich früher an diesem Supermarkt so erfreulich, daß sie dort viele gute regionale Berliner Produkte von kleineren Firmen und Manufakturen hatten, wie auch der Buchholzer Mosterei, die es inzwischen nicht mehr gibt. Na ja, geht alles den Bach runter.  

Aber immerhin weiß ich jetzt auch, warum Selbstscanner-Kassen so beliebt sind.  Ich bin ja sowieso der Meinung, daß man für das Selbstscannen Rabatt bekommen sollte, weil man denen Arbeit und Personal abnimmt, aber mir den Rabatt selbst zu nehmen, auf diese Idee wäre ich nicht gekommen! Ich bin irgendwie zu ehrlich für so einen Inflationsausgleich:

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