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Dienstag, 2. Juli 2024

Andersen in Dresden und der Sächsischen Schweiz

"Und die lieblichen Engelkinder unten! Sie stehen da wie in hübsches Bild irdischer Unschuld; mit kindlicher Ruhe sieht das jüngere vor sich hin, während das ältere den Blick zum Himmlischen über sich erhebt. Dieses eine Bild würde die Galerie berühmt machen, so wie dieses eine hinreicht, seinen Meister unsterblich zu machen...

...Es war ein herrlicher Abend im Freien! Die Musik ertönte so bedeutungsvoll hinter den grünen Hecken. Ich nahm eine Gondel, um die Elbe hinab nach Hause zu fahren. Die Augustusbrücke spiegelte sich im Wasser, und Dresden selbst erhob seine hohen Türme und Kuppeln in die Luft; es waren Schattenbilder auf einem goldenen Grund. Je weiter sich das Boot von dem kleinen Wäldchen entfernte, desto mehr erstarb die Musik im Wind. Unter der Brühlschen Terrasse, wo ich an Land steig, war ein Feuer angezündet. Oben war ein Gewühl von Spaziergängern; der Jasmin verbreitete einen starken Duft um sich her, und unten in den Booten sangen einige lustige Matrosen die Barcarole aus der 'Stummen'....

...Nahe dabei liegt das Pfaffenloch, eine Öffnung in einem Felsen, durch die während der religiösen Verfolgungen ein Priester gestürzt worden war. Ich blickte in die Tiefe hinab, es war vollkommen dunkel darin, während der Himmel oben noch von der untergehenden Sonne gerötet war. Bevor wir wieder hinunterkamen, mußten wir auf Händen und Füßen durch die Krumme Karoline kriechen, eine Höhle mit vielen Krümmungen, die wieder auf den Fußweg zurückführte. Nirgends habe ich übrigens eine solche Menge von Namen gesehen wie hier im Kuhstall (Felsformation), nicht einmal im Adreßbuch gibt's so viele! Die ganze Felswand, auswendig wie inwendig, war über und über eine bunte Malerei von Namen; einige waren sogar eingemeißelt und dann noch hinterher ausgebrannt oder mit Teer bestrichen. Diese Unsterblichkeit hat doch etwas Mühe gekostet! Im übrigen will ich als Kuriosum zwei Verse festhalten, die ich in einem der Bücher fand, in welche die Reisenden hier ihre Namen schreiben. Einer schrieb, als er heraufgekommen war:

'Es ist geschehn! Es ist geschehn!

Ich habe den göttlichen Kuhstall gesehn!'

Ein anderer, der diesen Vers gelesen hatte, schrieb darunter:

'Ich habe gelesen! Ich habe gelesen!

Es ist ein Ochs im Kuhstall gewesen!'"

(aus "Schattenbilder" von Hans Christian Andersen - bezahlter Link)

Und ich habe dazu die passenden Bilder auf meiner Festplatte:


Dresden 004ph (2)

Dresden 185hfabc

Dresden 262a

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