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Sonntag, 8. September 2024

Geschäftig

Nicht ich. Aber um mich herum ziemlich viele. Erst tanzte ein roter Schmetterling am Balkon vorüber, vielleicht ein Tagpfauenauge, das war durch zu viel Flatterhaftigkeit nicht zu erkennen. Wenige Minuten später ein dicker Brummer, vielleicht eine Hummel, was ich aber eher nicht glaube, da ich keine Hummel kenne, die an meinem Balkon vorbeifliegt. Ich bin quasi der In-Hummeltreff und kulinarisches Highlight der Umgebung. Das wundert mich nicht, wenn ich sehe, daß ich im ganzen Haus die einzige bin, die Blumen auf den Balkon pflanzt. Hummeln sollen ja ein entzückend flauschiges Liebesleben haben, hörte ich neulich in irgendeiner Unterhaltungs-Talkshow. Nicht so martialisch wie bei den Bienen und sie reißen wohl auch keinen Bienen die Köpfe ab, um sich an deren Pollensammlung zu berauschen, so wie meine besoffenen Raubritterwespen, die ich mal beherbergt habe. Damals las ich das hier in einem alten Buch bei Google Books und vermutete, daß die Wespen den Bienen nicht nur die Honigblase herausreißen, sondern den Inhalt auch noch gären lassen, um sich dann damit zu betrinken: >>"Diese Wespe füret den Namen Bienenfalk absonderlich deswegen, weil besonders die Honigbienen ihr Raub und Fraß sind, und er dadurch denselben sehr nachteilig ist. Seine Größe ist zwar nicht so vollkommen als einer Biene, aber er ist sehr behend und beherzt, und fänget die Bienen im Flug hinweg, größtenteils aber auf den Blumen, und besonders auf dem Buchwaizen oder Heidenkorn. Mit seiner krummen Freßzange reißt er der Biene den Leib auf und frißt die Honigblase heraus, oder schleppet sie zu seinen Jungen, denen er zugleich die Eingeweide mitteilet." Ich frage mich, wo Hummeln eigentlich ihre Nester bauen, denn ich habe noch nie ein Hummelnest gesehen. Jedenfalls stürzen sie sich täglich wie Ausgehungerte auf meine Blumen.

Einen kurzen Moment später sirrte eilig eine Libelle am Balkon vorüber, und zehn Minuten später die nächste. Und alle vier wollten sie in dieselbe Richtung. Ob es dort etwas gab? Vielleicht Bananen? Schmetterlinge sehe ich überhaupt ziemlich viele in diesem Jahr, auch die großen, nicht nur Kohlweißlinge. Die Wildwiesen auf den Grünflächen an der Straße scheinen sich bezahlt zu machen. Wenn man an denen vorbeiläuft, während alles blüht, möchte man selbst zum Schmetterling werden, weil es so betörend duftet.

Die Kreuzspinne, die seit Jahren ihr Netz unter der Dachrinne baut, kommt dagegen nur eine Stunde in der Dämmerung hervor und hängt dann wie ein riesenhafter Schatten in ihrem Netz. Und zwar wirklich riesenhaft, es muß tatsächlich dieselbe Spinne sein, sonst würde sie nicht jedes Jahr größer und fetter werden. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es gut finde, daß sie mir ihren Anblick erspart und sich nur in der Dämmerung hervorwagt, oder ob ich sie lieber im Hellen im Auge behalten würde. Aber sie ist ebenfalls seit ein paar Tagen ungewöhnlich aktiv, läßt sich im Netz mal hierhin und mal dorthin plumpsen, krabbelt ihr Revier ab - ich glaube, die sammelt schon ihre Wintervorräte ein. Auch ihr entgeht wohl nicht, daß sich die Bäume bereits zu lichten beginnen. Und am späten Abend gab es dann sogar noch ein Feuerwerk am Himmel. Keine Ahnung, was da gefeiert wurde.

Das kann im übrigen passieren, wenn man zu geschäftig, aber auf das Personal kein Verlaß ist. Vielleicht sollte Madonna lieber ordentliche und sichere Arbeitsschuhe verteilen:

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