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Samstag, 4. Oktober 2025

Gezähmte Intelligenz

Letztens wollte ich mal testen, ob die KI malen kann. Genauer gesagt, weiß ich, daß sie es kann, denn gegenständliche und hyperrealistische Bilder der KI gibt es ja bereits in unendlicher Zahl im Internet zu sehen. Mir schwebte aber mehr etwas roh gestisches und intuitives vor, so ungefähr wie das handgefertigte Bild unten von mir. Ich habe zwar auch noch ein gegenständliches Bild angefangen, aber mir ist irgendwie zur Zeit mehr nach wild, wilder, am wildesten. Keine Ahnung, ob das gerade eine Phase ist oder mehr. Im September beschäftigte ich mich viel mit Human Design und stellte fest, daß mein 3/5-Profil der "ketzerische Experimentierer" genannt wird. Es gibt auch noch andere Namen dafür, aber der "ketzerische Experimentierer" paßt wie die Faust auf das Auge darauf, wie ich es selbst erlebe: "Fehler", also alles jenseits der Norm, und Experimente sind immer das, was mich am meisten interessiert und begeistert. Und zwar nicht nur beim Malen, sondern auch beim Tanzen, Schreiben oder anderen Dingen. Alles, was zu "fertig" und zu perfekt ist, langweilt mich schnell. Deshalb kann ich auch mit diesen hyperrealistischen Bildern nicht viel anfangen, vor allem, wenn sie von der KI stammen und inzwischen inflationär geworden sind. Ich erfuhr außerdem, daß ich die Fähigkeit besitze, großen Reichtum anzuhäufen und mich dann darauf auszuruhen (Bill Gates hat das gleiche aktivierte Tor wie ich). Na ja, bis ich so reich wie Bill Gates bin, ist noch viel Luft nach oben. Blöderweise verspüre ich aber kaum Ambitionen dazu, weil ich mir das anstrengend vorstelle, so viel Geld zu verwalten. Selbst wenn man andere Leute dafür anstellt oder Stiftungen gründet, ist es immer noch anstrengend. Ich bevorzuge eher den Teil mit dem Ausruhen. :-P

Ich bat also die KI um ein abstraktes und experimentelles Bild. Sie wollte von mir ein Thema haben und gab mir vier Vorschläge. Na gut, wenn sie unbedingt ein Thema braucht - für das gestische Malen ist das eigentlich nicht unbedingt nötig, aber ich tat ihr den Gefallen. Das Thema war "Spiegel der Unwirklichkeit". Auf dem ersten Bild war ein Würfel und anderes in bunten Farbtupfern zu sehen. Sehr 08/15. Ich sagte der KI, daß ich es wilder möchte, worauf die KI nur kleinere und buntere Striche machte. In immer mehr Befehlen versuchte ich, die KI irgendwie zu entfesseln, ziemlich erfolglos. Die KI denkt selbst anscheinend in sehr genormten Harmonien und Kompositionen. Wenn man es anders möchte - mit unterschiedlichen Texturen z.B., dann muß man wirklich ganz genau ansagen, daß man links oben am Rand z.B. einen deckenden Strich in dieser und jener Farbe haben möchte, oder auf der und der Fläche einen weißen Schriftkritzel usw. - alles bis in das kleinste Detail. Wenn man es zu allgemein mitteilt, wird es sofort über das ganze Bild verteilt. Und sobald es nicht um ein Bild mit Gegenständen und Aussage geht, sondern um Strukturen, Texturen, Komposition und Farben ist es viel schwieriger das verbal zu artikulieren. Ich wollte z.B. schwarze Blockflächen haben, die aber in "durchbrochenem" Farbauftrag an den Rändern auslaufen. Also - ich kriegte es irgendwie nicht hin, der KI zu verklickern, was ich will. Wenn ich noch ein paar Stunden investiert hätte, hätte es vielleicht irgendwann geklappt. Aber ehrlich, in der Zeit hätte ich schon längst selbst das Bild gemalt und dazu noch viel mehr Spaß dabei gehabt, als wenn ich nur einen nervigen Chat führe und auf den Bildschirm glotze.

Vermutlich würde ich auch bei Tanzvideos zu diesem Schluß kommen, denn in der Tat gibt es inzwischen KI-Tanzvideogeneratoren, mit denen man solche Videos erstellen kann. Man könnte z.B. sich die Tanzfrequenz eines Profis als Referenz-Video suchen und sich selbst im Video dann so tanzen lassen, wie man es sonst nie kann. Magisch. Aber bevor man tatsächlich ein vorzeigbares und reales Video von der KI bekommen hätte, würde man in dieser Zeit beim selber Tanzen viel mehr Spaß gehabt haben. KI in dieser Form ist eigentlich nur etwas für Leute, denen es nicht um den Prozeß geht, sondern ausschließlich um das Ergebnis (meist auch den Vermarktungswert) und die bereit sind, Unmengen an Zeit vor dem Computer dafür zu opfern. 

Es gibt eine sehr >>neue Doku von arte über die KI, welche sich hauptsächlich mit dem Zeug beschäftigt, das in Unmengen mit KI generiert wird und das Netz überschwemmt: Songs, die teilweise kaum voneinander unterscheidbar sind, KI-Influencer, und sogar ganze Bücher, die ausschließlich von KI geschrieben wurden, werden bei Amazon bereits verkauft. Da die KI ziemlich viel phantasiert und halluziniert, kann das bei Sachbüchern schnell mal nicht ungefährlich werden. In Amerika fordert schon eine Schriftstellervereinigung ein Gütesiegel für Werke von echten Menschen. Interessant ist auch, daß bei einem Test festgestellt wurde - die meisten Menschen bevorzugten tatsächlich von KI generierte Gedichte, weil diese einfacher gestrickt sind als die subtileren von echten Menschen, über die man mehr nachdenken muß. Na ja, ich glaube, die KI ist jetzt zu einem großen Teil (natürlich gibt es auch positiven Nutzen) einfach sowas wie eine automatisierte Trash-Industrie, mit der man viel mehr Trash produzieren kann, als früher per Hand, aber Abnehmer für Trash gab es ja schon immer. Ich glaube nicht, daß deshalb gleich das Internet untergeht. Es gibt ja noch mich :-))) und sicherlich noch sehr viel mehr Menschen, die den Sinn ihres Lebens nicht darin sehen, dieses hinter dem Computer zu verbringen oder genormte Einheitskunst und -informationen zu konsumieren. Aber diese "sich selbst beschleunigende digitale Umweltverschmutzung", wie die Doku es nennt, die außerdem gigantische Massen von Ressourcen frißt, wirft natürlich neue Fragen und Probleme auf. Zum Beispiel, daß die Google-Websuche nicht mehr zu gebrauchen ist, wie man jetzt plötzlich feststellt. Na ja, die war schon lange nicht mehr zu gebrauchen. Ich benutze seit Jahren keine Google-Suche mehr und wer es immer noch tut, scheint irgendwie ein Problem mit seiner Wahrnehmung zu haben, denn ansonsten wäre ihm das schon längst aufgefallen. 

Die Doku hat mich auf die Idee gebracht, ebenfalls mal ein Gedicht von "meiner" KI schreiben zu lassen, als Thema wollte ich "Regen":

Gesang des Regens 


Im Schleiergrau der frühen Stunden, 

zieht Regen leis durch stille Gassen, 

als hätt’ er längst mit sich gefunden, 

was wir noch suchen – ohne zu fassen.


Er klopft ans Fensterglas mit Händen, 

die kühlen Trost in Tropfen weben, 

und flüstert leise in den Wänden: 

„Auch Tränen können Leben geben.“


Die Dächer glänzen wie Gedanken, 

die sich im Licht der Sehnsucht spiegeln, 

und Pfützen tanzen an den Ranken, 

wo Kinder ihre Träume zügeln.


Ein Duft von Erde steigt empor, 

als wär die Welt ganz neu geboren, 

und jedes Blatt, jedes verlor’ne Ohr 

lauscht seinem Lied – ganz unverfroren.


So geht er weiter, ohne Fragen, 

der Regen, sanft und unbeirrt, 

als wollt’ er uns nur kurz sagen: 

Dass selbst das Weinen Schönheit birgt.

Die Bilder sind ja teilweise verwirrend überraschend, aber das macht auch bei Gedichten durchaus den Reiz aus, wenn sie nicht zu logisch sind. Und das verlor'ne Ohr erinnert mich an "Blue Velvet" von David Lynch. Ein abgeschnittenes Ohr im Gras, das dem Lied des Regens lauscht. Ui, ui. Na, jedenfalls ist das Gedicht gelungener, wenn auch brav gereimt, als das wilde Bild, das ich von der KI wollte. 

P1210325

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