ThingsGuide

Montag, 3. Februar 2020

Die positiven Folgen von Engpässen

Jeder hat ja irgendeine Sucht, und ich war mal ziemlich colaaffin. Ich frage mich manchmal, ob das an meiner Kindheit lag, wo Cola quasi verboten war, zumindest gab es jedesmal eine riesen Aufregung und Theater, wenn ich Cola trinken wollte. Irgendwann habe ich es heimlich gemacht. Tja, wer weiß was passiert wäre, wenn mich meine Eltern bis zum Abwinken hätten trinken lassen. Manche Eltern wenden ja heutzutage die Süßigkeitentherapie an, d.h. das Kind darf einen Tag lang ausschließlich Süßigkeiten essen. Diese Therapie soll sehr erfolgreich sein. Vermutlich sind das dann die >>Kinder, die vor dem Gemüseregal stehen und fordernd auf die Radieschen zeigen. Jedenfalls beweist diese Geschichte, daß Verbote, selbst indirekte, manchmal das Gegenteil bewirken. Nun war ich aber nie ein exzessiver "Trinker", meistens reichte es mir, wenn ich nach dem Essen ein kleines Glas, manchmal auch ein größeres hatte. Und seit ich den Zuckerkonsum immer mehr reduziert habe, kann ich die üblichen Colasorten gar nicht mehr trinken, weil sich mein Geschmack angepaßt hat und ich sie widerwärtig süß finde. Deshalb bin ich in den letzten Jahren an der Vita-Cola hängengeblieben, die mit 8-9 g Zucker relativ wenig hat und zudem etwas säuerlich schmeckt. Die Fritz-Cola hatte früher auch mal nur 8-9 g Zucker und schmecklte damals gut, aber klamm und heimlich haben sie irgendwann die Rezeptur geändert (was ich sofort geschmeckt habe, mein Neffe z.B. jedoch gar nicht - den mußte ich erst darauf aufmerksam machen) und jetzt schmeckt sie mit 11-12 g genauso widerwärtig wie der große Rest.

Und es begab sich aber zu der Zeit, da in wenigen Wochen Weihnachten gefeiert werden sollte, daß es anscheinend Lieferengpässe bei der Vita-Cola gab. Ich schaute jede Woche aufs neue nach Nachschub im Regal. Ohne Cola leben - undenkbar! Doch umsonst. Schließlich  vergaß ich es - bis heute, als ich rein zufällig bemerkte, daß es Vita-Cola wieder zu kaufen gibt. So rein mechanisch wollte ich schon zugreifen, hielt jedoch inne und fragte mich, ob ich wirklich ein Verlangen danach habe und stellte fest - nein, absolut null. Achselzuckend ging ich an meinem ehemaligen Suchtmittel vorüber und dachte bei mir, wow, scheint so, als hätte ich mich erfolgreich entwöhnt. Die ganze Zeit in den letzten acht Wochen hindurch reichten mir jetzt Smoothie- oder Sauerkirschschorles, der selbstgebraute Sirup aus Colakraut oder aber die koffeinfreie Proviant Natur-Cola, die inzwischen am meisten meinen Geschmack trifft. Doch selbst von dieser habe ich verblüffend wenig getrunken, vielleicht eine Flasche in der Woche, wenn überhaupt, weshalb ich davon immer noch erstaunlich viele Flaschen herumzustehen habe. Und dies alles verdanke ich dem Lieferengpass, diesmal ein tatsächlich bereichernder, denn normalerweise beobachte ich solche Engpässe eher bei den wirklich sinnvollen und  guten Produkten aus dem Bio-Bereich.
Statt Cola nahm ich mir einen Fruchtsecco "Schwarze Johannisbeere" von Rotkäppchen mit, den ich noch nicht hatte und insgeheim war ich froh, daß es auch beim Fruchtsecco "Birne" anscheinend Lieferengpässe gibt (falls er überhaupt noch produziert wird), denn dieser hatte ebenfalls viel Suchtpotential für mich. Welch ein Glück, daß es ihn jetzt nicht mehr zu kaufen gibt, sonst wäre er wahrscheinlich bereits das nächste Suchtmittel, an welchem ich hänge.

7 Kommentare:

  1. Ich habe neulich aus Verzweiflung mal einen Schluck Fanta trinken müssen und hätte ihn fast wieder ausgespuckt! Es ist, wie Du schreibst - einfach ekelhaft süss. Wenn Kinder so etwas täglich trinken, ist es kein Wunder, wenn sie "versaut" werden. Das geht ja weiter bei viel zu süssen Joghurts und anderen scheinbar sooo gesunden Dingen. Schlimm, was einem da in der Werbung vorgekaukelt wird.

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    1. Noch "witziger" wird es ja, wenn man weiß, daß die Fanta u.ä. Produkte in anderen Ländern durchaus mit viel weniger Zucker auskommen. Ich glaube, es war England, die sogar per Gesetz den Zuckergehalt begrenzt haben, oder so. Da mutet der in unseren Produkten enthaltene Zucker beinahe schon wie ein feindlicher Übergriff an.

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    2. Ernsthaft? Ich kann mich nur erinnern, dass Cola in den USA süßer ist als hier, das haben amerikanische Gäste auch bestätigt. Irgendwie pervers, wie kann man mit einer Zuckerpampe die Durst löschen?

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    3. Richtig, mit Zuckerpampe kann man keinen Durst löschen. Es ist ein reines Genußmittel und so wird es von mir auch konsumiert, ähnlich wie Süßigkeiten, die ich allerdings leichter weglassen kann. Andere rauchen halt ihre Zigarette nach dem Essen, was genauso sinnlos ist. Leider ist es noch nicht bei jedem angekommen, daß Softdrinks ausschließlich Genußmittel sind und Durst dadurch nur noch größer wird.

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  2. Oh, ich meinte mit pervers eigentlich die Amis, die das noch süßere Zeugs nach dem Essen trinken. Also nicht als Genussmittel.

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  3. Zucker schimpft über Zucker ;-)
    Nee, du hast schon recht. Meine "Kinder" (sind ja längst erwachsen) kämpfen alle mit Übergewicht. Eindeutig liegt es an ihrer Ernährung und ein bisschen vielleicht auch an den Genen ihres Vaters. Bei den Enkelkindern achte ich z.B. sehr darauf, nichts ausschließlich süßes anzubieten, sondern viel Gemüse und Obst
    usw. Letztlich müssen es natürlich die Eltern entscheiden.
    Aber wenn ich sehe, was an Zucker in vielen Produkten ist, dann werde ich auch sauer auf unsere Nahrungsmittelindustrie. Es kann doch nicht immer nur der Profit im Vordergrund stehen. Darum unterstütze ich auch Organisationen wie Foodwatch, wo ich mich sehr gut informieren kann.

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    1. ;-)Besser als aufregen ist im Grunde, nichts mehr mit Zucker, besonders vielem Zucker, zu kaufen. Das hilft den Leuten, die Zucker noch für harmlos halten allerdings weniger. :-/

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