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Freitag, 25. Februar 2022

Tschernobyl unter Beschuss

Beziehungsweise bereits von den Russen besetzt, allerdings hat man seit dem Beschuss erhöhte Strahlungswerte gemessen. Angeblich wurde ein Endlager für Atommüll getroffen. Es liegt eine erhöhte Gesundheitsgefahr vor, jedoch nicht von katastrophalen Ausmaßen, heißt es, doch die internationale Atomenergiebehörde ist besorgt. Meine Güte, denke ich da so bei mir, und erst vor ein paar Wochen habt ihr Atomkraft in der EU als grün deklariert. Aber jetzt wird wieder geflennt und geplärrt. Da scheint es beinahe wie ein äußerst makaberer Scherz des Schicksals, wenn kurz darauf ausgerechnet um so ein strahlendes Monster-Überbleibsel ein Krieg beginnt. Solch ein Geplärre und Geflenne hört man komischerweise nie, wenn Windkrafträder unter Beschuss stehen. Die gehen dann halt kaputt und Strom fällt aus, so what. Das ist eben der kleine, aber feine Unterschied, ob eine Anlage das Potential hat, eine ganze Region oder gar Länder über Grenzen hinweg zu verseuchen und lebensfeindlich zu hinterlassen, oder ob nur etwas kaputt geht und der Strom ausfällt. Doch nach jeder Katastrophe oder Fast-Katastrophe findet man Atomstrom dann wieder gemütlich, praktisch und bequem, bis die nächste Katastrophe ansteht und erneut das Heulen und Zähneklappern beginnt. Diese ständigen Wiederholungen beschreiben das Dilemma der Menschheit wohl generell: so lange nicht unmittelbar Katastrophen drohen, ist es viel bequemer, nur bis zur eigenen Nasenspitze zu denken und niemals darüber hinaus. Und ist die Katastrophe vorüber oder abgewendet, hat man schnell alles vergessen und wendet sich lieber wieder der Bequemlichkeit zu. Am kuriosesten finde ich es, wenn dann noch Gott als Sündenbock herhalten muß, so nach dem Motto, warum konnte er-sie-es das zulassen. Faßt euch doch einfach mal an die eigene Nase, wenn ihr schon nur bis dahin schauen wollt. 

Eine hundertprozentig grüne Art der Energieerzeugung gibt es nicht, denn alles, was Menschen tun, bauen, erzeugen nimmt immer Einfluss auf die sie umgebenden Systeme, so wie alles miteinander zusammenhängt und sich gegenseitig beeinflußt, ob nun durch Emissionen, Immissionen, bauliche Veränderungen, Verdrängen von Flora und Fauna. Nichts existiert getrennt voneinander und schon gar nicht Menschen von der Natur, auch wenn sie sich das gerne vormachen. Wenn man es hundertprozentig grün möchte, müßte man zurück in die Steinzeit und alles per Hand machen (obwohl auch damals schon Menschen erfinderisch darin waren, Wälder zu roden, wie das abschreckende Beispiel der Osterinsel zeigt). Aber das Schadenspotential der Atomkraft ist im Vergleich zu den anderen Energieerzeugungsarten viel komplexer und vor allem so unüberschaubar, weil unvorstellbar lange Zeiträume dabei eine Rolle spielen. Kein Experte kann wirklich sagen, wie in tausenden von Jahren eine Gegend aussehen wird, welche tektonischen und stratosphärischen Veränderungen es geben wird. Natürlich kann man jede Menge Modellrechnungen bemühen, dabei fallen aber unvorhergesehene Ereignisse wie Kometeneinschläge, Vulkanausbrüche, Überflutungen wie auch Kriege unter den Tisch. Und kein Experte kann voraussehen, welche Populationen in tausenden von Jahren als Bewohner dieser Region die Verpflichtung haben werden, >>das strahlende Ei zu bebrüten und ob sie dieser Verantwortung überhaupt gerecht werden können. Grüne Atomkraft heißt übersetzt: "Nach uns die Sintflut."

1 Kommentar:

  1. Und auch der kalte Krieg geht wieder los. Belarus will in Absprache mit Russland nuklearfähige Raketensysteme zur Abschreckung installieren.

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