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Freitag, 2. September 2022

Kein Witz

Unser Berliner Wochenblättchen berichtet darüber, daß sich die landeseigenen Wohnbaugesellschaften zusammen ausgekaspert haben, auf welche Wohntemperatur sie die Heizungen in der Heizperiode senken wollen, und dies, ohne daß es dafür irgendeine gesetzliche Grundlage gibt. In der neuen Energiesparverordnung wird nur die Erlaubnis erteilt, weniger als die vom Vermieter verlangte Mindesttemperatur zu heizen und Schimmel zu züchten. Das wird nicht ausbleiben, denn mein Vermieter, der aber kein landeseigener ist - mal sehen, wie der das künftig mit der Heiztemperatur hält, weist immer wieder darauf hin, daß wir doch bitte die Mindesttemperatur von 21 Grad einhalten sollen, da es nach der Modernisierung der Häuser ein massives Schimmelproblem gibt. Ich kenne Leute mit einer Außenwandwohnung, deren gesamte Wand voll Schimmel war. Bei den unregulären Außenwänden wurde daraufhin sogar nachgebessert, der alte Pfusch abgerissen und neu gedämmt, allerdings nicht an den Fensterfassaden, die ja auch Außenwände sind. Ich könnte mir vorstellen, daß wir nicht die einzigen Häuser mit verpfuschten Dämmungen sind und so ein Modernisierungsschrott dann in der nächsten Heizperiode so richtig bühnenreif zu Tage tritt. Da werden einige Vermieter dann vermutlich für ihren Geiz bei der Qualität von Modernisierungen mehr bezahlen, als sie gespart haben. 

Mein Vermieter baut jetzt übrigens auch Häuser mit einer unabhängigen Wärmeversorgung. Ich weiß nicht, ob die ebenfalls eine unabhängige Stromversorgung haben, vermutlich nicht, würde sich aber inzwischen lohnen, künftig gleich noch ein paar Solarmodule einzuplanen. Bleibt nur zu hoffen, daß die Bauqualität dieser Häuser dann besser ist, als die unserer letzten Modernisierung. 

Die landeseigenen Gesellschaften haben sich jedoch auf eine Heiztemperatur nachts (23 - 6 Uhr) von 17 Grad und tagsüber von 20 Grad geeinigt (>>waren bestimmt Männer), und auch die Wassertemperatur soll abgesenkt werden. Ehrlich - von der Absenkung würde ich nachts überhaupt nichts mitbekommen, denn ich habe nachts noch nie geheizt und die Heizung ausgestellt. Blöd nur für Leute, die im Schichtdienst arbeiten. Die dürfen dann früh bei 17 Grad Katzenwäsche machen oder können spät nachts, wenn sie verfroren nach Hause kommen, noch nicht einmal kurz aufheizen. Ich weiß, wovon ich rede, da ich zwei Jahre lang in drei Schichten gearbeitet habe. Zur Frühschicht bin ich gegen 5 Uhr aufgestanden und nach der Spätschicht war ich so gegen halb zwölf Uhr nachts zu Hause. 

Doch wenn ich tagsüber eine Temperatur von 20 Grad in meinem Badezimmer hätte, wäre das entweder ein Fall für die Mietminderung, die zusätzliche Installation eines Heizstrahlers oder aber für regelmäßige Wannenbäder, denn bei 20 Grad würde ich nie niemals duschen. Dann lieber in warmes Wasser legen. Was die Wassertemperatur betrifft, so würde ich es für mich sogar begrüßen, wenn die gesenkt wird, da das Wasser bei uns so heiß ist, daß es regelrecht dampft und man sich daran verbrüht. Allerdings hat das seinen Grund - ich hatte jahrelang als oberste Geschoßwohnung jährlichen Besuch von Labormitarbeitern, die Wasserproben genommen haben, und es gab massiv Anschläge, man solle vor Wasserentnahme das Wasser erst länger laufen lassen, d.h. das Wasser muß mal verunreinigt gewesen sein. Und ich finde es schon bezeichnend, daß jetzt auf einmal vulnerable alte Menschen, die besonders dafür gefährdet sind, sich Legionelleninfektionen und dadurch verursachte schwere Lungenentzündungen zuzuziehen, niemanden mehr interessieren, während in der Pandemie der Schutz dieser Personengruppe für alles herhalten mußte. Was für eine Heuchelei!

Da meine 88jährige alte Mutter in so einer landeseigenen Wohnung wohnt, hatte sie anscheinend genau den richtigen Riecher, als sie schon vor Monaten beschloß, ihre alten warmen Sachen nicht zu entsorgen, sondern sie stattdessen hortete. Die wird sie wohl brauchen. Und kriegserprobt wie sie ist, schafft sie das. 

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