ThingsGuide

Sonntag, 12. Juli 2020

Das Modewort Nachhaltigkeit und die marktwirtschaftliche Respektlosigkeit im Umgang mit der Zeit anderer

Für die einen ist 2020 ein Unglücksjahr und andere hätten gerne 2019 zurück. Ich weiß nicht, ob ich meine zur Zeit ständig neuen Probleme und Ärgernisse dem Jaht 2020 anlasten kann, denn eigentlich begann alles ganz genau mit dem 01.09.2019. Ich hoffe sehr, daß diese Strähne irgendwann wieder abreißt, wahrscheinlich ist davon sogar auszugehen, denn nichts dauert im Leben an. Anfangs waren die Probleme mehr gesundheitlicher Natur, wie meistens bei mir - Gesundheit, bzw. Krankheit waren zeit meines Lebens mein großes "Steckenpferd", keine Ahnung, wann ich mir das mal ausgesucht habe. Immerhin habe ich dadurch viel gelernt, denn da Ärzte nicht heilen konnten oder wollten, begann ich bereits früh nach alternativen Heilmitteln zu suchen, wobei ich mich weniger auf Informationen (die es teilweise in Form des Internets noch gar nicht gab) stützte, als auf meine Intuition, wodurch ich teilweise auch auf selbst für mich kuriose Hilfsmittel kam, die ich erst skeptisch ausprobierte,  die aber seltsamerweise funktionierten. Ich gehöre nicht zu der Sorte von Mensch, die für die eigene Heilung auf Doppelblindstudien und staatliche Gütesiegel wartet. Meine erlernte Hilflosigkeit zeigt sich eher in anderen Bereichen. Aber stopp - ich merke gerade, daß ich mich vergaloppiere, denn dies ist ein Thema, über welches ich gar nicht schreiben wollte, obwohl ich damit Bände füllen könnte. Doch die meisten interessiert es eh nicht oder halten es für Spinnerei. Jedenfalls wird aber Gesundheit, bzw. Krankheit wohl ein großes Thema weiterhin in meinem Leben bleiben, selbst wenn meine Lebensweise unmerklich und ohne daß ich es so direkt darauf angelegt habe, Stück für Stück gesünder geworden ist. Es war mehr ein notwendiges Reagieren auf ein immer mehr gewachsenes Körperbewußtsein und die Bereitschaft zur Selbstfürsorge. Man könnte meinen, daß sich eine gesunde Lebensweise gar nicht lohnt, wenn man dann trotzdem dauernd irgendetwas hat, aber ich finde, es lohnt sich durchaus, denn es macht einen Unterschied ob man mit zunehmenden Alter von kleinen Problemen und Zipperlein geplagt wird, oder ganze Batterien von Ärzten braucht. Außerdem habe ich gemerkt, daß ich Infekte viel leichter, schneller und schmerzfreier überstehe. Und die gesündere Lebensweise, vor allem die ohne Zucker und wenn möglich kein oder wenig Getreide, macht generell viel wacher und klarer, was ich sehr angenehm finde.

Doch in den letzten Wochen war es keine Versehrtheit, die mich plagte, sondern anscheinend haben sich sämtliche Gerätschaften meines Haushalts gegen mich verschworen. Und dabei fing ich gerade vollends an zu entspannen und ganz in meinen Spieltrieb abzutauchen. Und schwupps, natürlich im schönsten Spiel, steht schon wieder ein Problem vor der Tür, für welches man zurück zum Erwachsenen mutieren muß - wie lästig! Manchmal möchte ich dem Ernst des Lebens gerne sagen, er möge doch bitte dahin gehen, wo der Pfeffer wächst. Den Anfang hat ja im Prinzip schon meine Funk-Küchenuhr gemacht, die ich hier nur der Ordnung halber erwähne. Denn ganz genau mit dem Lockdown hat sie aufgehört, die Zeit zu zählen, was natürlich symbolisch sehr passend ist, denn der Lockdown war in der Tat wie ein riesiges Zeitloch. Leider hat sie die Arbeit bis heute nicht wieder aufgenommen, trotz neuer Batterien, hin- und hertragen, anstubsen u.s.w. Sie hat früher bereits manchmal solche Phasen gehabt, in denen sie einfach streikte, bis sie auf einmal wieder lief. Diesmal habe ich aber den Eindruck, daß sie jetzt endgültig die Schnauze voll hat. Dann kam der Tag vor ungefähr zwei Wochen, als ich bemerkte, daß der Kühlschrank nicht mehr richtig kühlt und im Gefrierfach alles aufweicht und ausläuft. Panisch habe ich erstmal nach dem Fehler gesucht, >>aber eine einfache Lösung wie im letzten Jahr bei der Vereisung nicht gefunden, denn es war nichts vereist. Nach der Aktion im letzten Jahr hatte der Kühlschrank übrigens den ganzen Winter hindurch. ohne Zicken gearbeitet. Und da ich keinen Kompressor mehr höre, sondern nur noch den Lüfter, kann ich wohl davon ausgehen, daß der Kompressor defekt ist. War ja klar, daß sowas im Sommer geschieht, deshalb bin ich ganz froh darüber, daß sich das Wetter wenigstens auf meine Seite geschlagen hat. Eine Woche habe ich damit zugebracht, möglichst noch viel aus dem Gefrierfach und dem Kühlschrank aufzuessen, weshalb es hauptsächlich Gemüse gab und Joghurtshakes mit Früchten, die ich eigentlich für meine Eisproduktion deponiert hatte. Eine Woche lang habe ich immer wieder umgepackt, kontrolliert, sauber gemacht und schließlich doch so einen schweren Sack mit Lebensmitteln zum Müll geschleppt, daß ich mal wieder wußte, wofür Fitness gut ist und mich darüber wunderte, wie schwer diese Lebensmittel sind. Es fühlte sich mehr an, als seien Steine in dem Sack. Dann das ganze Teil vorgezogen, auch von oben und hinten sauber gemacht, sowie den Platz unter dem Kühlschrank, was aber keine Auswirkungen mehr auf die Funktionsweise hatte. Dabei habe ich jedoch gemerkt, daß >>beim letzten Schornsteinabriß, wieder soviel Geröll zu mir hinuntergepurzelt und im Schacht liegen geblieben ist, daß die Klappe nicht mehr zuging. Also mußte ich auch noch Geröll und Steine zum Müll schleppen, allerdings habe ich nur soviel entsorgt, bis die Klappe wieder zuging, den Rest habe ich im Schacht gelassen. Schließlich bin ich nicht das Schuttentsorgungsunternehmen meines Vermieters.

Sofort auf Teufel komm raus eine neue Kühl- und Gefrierkombi zu bestellen, wollte ich nicht, denn ich möchte zum einen nicht das Risiko eines neuerlichen Fehlkaufs eingehen und zum anderen hatte ich zu diesem Zeitpunkt ein anderes Küchengerät bestellt, welches zwar neu, aber bereits defekt bei mir ankam, also gar nichts tat. Es steht jetzt hier herum und muß wieder abgeholt werden. Übrigens war in den letzten Wochen Merkur rückläufig und diesmal hat er mich so richtig erwischt (vermutlich weil er gleichzeitig im Quadrat zu meinem Uranus stand, bzw. immer noch steht). In der letzten Woche ist dann auch noch die Fernbedienung zu meinem Fire Tv kaputt gegangen, aber schnell mal eine neue kaufen geht nicht, da mein Amazon-Account geknackt wurde und jemand für mich eingekauft hat, weshalb das Paßwort zurückgesetzt wurde. Zwar könnte ich ein neues vergeben und den Account neu "in Besitz" nehmen, aber auch mich damit zu beschäftigen habe ich gerade überhaupt keine Lust. Und bei meiner Geschirrspülmaschine habe ich plötzlich das Gefühl, daß sie viel zu leicht auf und zu geht, als wenn sich beim Verschluß irgendetwas verändert hat, bin mir aber nicht sicher, ob dieser Eindruck richtig ist oder nur meinen überreizten Nerven geschuldet. Immerhin arbeitet sie noch.

Erbost von all diesen Störungen und Ärgernissen habe ich mir vorgenommen, erst einmal gar keinen neuen Kühlschrank zu kaufen, sondern das in Ruhe anzugehen und zu warten bis sich hier der Geräteterror wieder etwas gelegt hat, allerspätestens bis Ende des Jahres. Eigentlich kaum vorstellbar ohne Kühlschrank, aber ich habe tatsächlich in meinem Leben einmal drei Jahre ohne Kühl- und Gefriermöglichkeit gelebt. Ich habe versucht nachzuvollziehen, was ich damals auf dem Speiseplan hatte, kann mich aber nicht erinnern, wahrscheinlich habe ich es verdrängt. Stattdessen machte ich mir jetzt einen Plan mit Gerichten, die für mich eßbar sind und auch ohne Kohlschrank möglich. Ist natürlich wieder mehr Brot dabei. Und mit kalten Getränken ist ebenfalls nichts. Bloß gut, daß der Sommer diesmal so kühl ist. Überhaupt habe ich den Eindruck, in den letzten Monaten hatte jemand etwas dagegen, daß ich gut esse, denn erst ging es monatelang mit meinem Zahn, wobei ich abnahm, dann die Magen-Darm-Grippe, wobei ich noch mehr abnahm und jetzt ist ohne Kühlschrank der Genuß auch eher sehr begrenzt möglich. Ehrlich gesagt ist mir sowas aber ziemlich egal, so lange ich spielen kann - genauso wie in der Kindheit, als ich draußen so im Spiel aufging, daß ich nie zum Abendessen nach Hause kommen wollte.

Wirklich ärgerlich ist jedoch vor allem, daß viele Geräte immer kurzlebiger werden, während die Firmen dieses neue Modewort "Nachhaltigkeit" vor sich hertragen wie den neu erfundenen Heiligen Gral, um Kunden damit zu werben, und ihnen mit ökologischem Geschwurbel über ihre ach so tollen Nachhaltigkeitsstrategien ein gutes Gefühl zu geben und so zu noch mehr Konsum zu animieren. Im Prinzip wird hier der Wunsch der Menschen nach einem nachhaltigerem und umweltschonenderem Konsum mißbraucht, denn durch noch mehr Konsum geschieht so etwas nun mal nicht. Selbst wenn neuere Geräte eine bessere Energieeffizienz haben, macht dies nicht den Müll und den Energieverbrauch bei der Entsorgung wieder wett, den mehr Müll verursacht. Ich denke mir dann immer, wenn ich so etwas höre oder lese - ey Leute, redet Deutsch mit mir und fangt mal an, langlebigere Produkte zu produzieren und zu verkaufen für diejenigen, die tatsächlich nachhaltig leben wollen und nicht nur auf ein gutes Gewissen aus sind! Denn ansonsten, wenn man quasi gezwungen ist, sich alle naselang ein neues Produkt zu kaufen, kann alles andere noch so toll sein - aber es ist keine Nachhaltigkeit.

Anscheinend hatte ich mit meinem defekten Kühlschrank sogar richtig viel Glück, denn inzwischen habe ich natürlich schon ein wenig nach den besten Kühlschrankfirmen recherchiert und festgestellt, daß bei vielen Käufern LG-Kühlschränke bereits nach 3-4 Jahren den Geist aufgeben. Da ist meiner mit seiner achtjährigen Lebensdauer ja geradezu herausragend. Allerdings bin ich der Meinung, daß so ein Gerät mindestens zehn Jahre durchhalten sollte oder noch länger. LG kommt daher bei mir nicht mehr "in die Tüte" und auch von Samsung weiß ich, daß viele Geräte einen eingebauten Gerätetod haben, weshalb ich wenig Vertrauen in diese Firma habe. Aber selbst "deutsche Wertarbeit" ist nicht immer mehr das, was sie mal war. Da ich aus der DDR komme, weiß ich aber, daß es definitiv anders geht. Die Geräte, die man dort gekauft hat, kosteten zwar oft mehrere Monatsgehälter, die haben aber fast lebenslang gehalten, auf jeden Fall zwanzig Jahre. Und auch in der Marktwirtschaft kann man manchmal noch Glück haben, wie ich mit meinem inzwischen 25 Jahre alten Waschtrockner von Privileg - der läuft und läuft und läuft, obwohl mir alle Leute dauernd erzählen, wie anfällig Waschtrockner sind. Genau deshalb, weil er so zuverlässig ist, will ich ihn überhaupt nicht hergeben, auch nicht für ein schickeres neues Gerät. Über meine Stromrechnung kann ich mich trotzdem nicht beklagen. Ebenso der alte Privileg-Kühlschrank, der mehr als 12 Jahre ohne Probleme lief und nur weichen mußte, weil ich ein größeres Gerät in der neuen Küche wollte. Privileg gibt es sogar noch, ich bin mir nur nicht sicher, ob die Qualität noch entsprechend der früheren Qualität ist.

Aber was mich mehr als alles andere ärgert, hat gar nichts mit der Umweltbelastung zu tun und nichts mit dem Geld, das ich gezwungen bin auszugeben, sondern es hat mit der Zeit zu tun, die mir durch so etwas schon wieder gestohlen wird und das, ohne daß ich einen adäquaten Ersatz dafür bekomme. Denn das ist für mich wahre Nachhaltigkeit: daß nicht nur die Ressourcen der Umwelt geschont werden, sondern eben auch meine eigenen Ressourcen, die nicht nur aus meinen Geldmitteln bestehen, sondern genauso aus meiner Lebenszeit. Denn genau da liegt die unmittelbare Motivation und der Gewinn, den man aus nachhaltigem Konsumieren bezieht - man muß auf diese Weise weniger "Zwangsshoppen" und spart damit Zeit und Stress. Mag sein, daß man, wenn man tödliche Krankheiten überstanden hat, da etwas pingelig und seltsam wird, was die eigene Zeit betrifft, aber ich möchte gerne selbst bestimmen, womit ich meine Zeit verplempere. Man könnte außerdem sagen - so ist das Leben, das gehört zum Leben mit dazu, aber das stimmt nicht, denn es gehört nicht zum Leben, sondern nur zur Marktwirtschaft und ist gesellschaftsgemacht. An sich bin ich Technik gegenüber, die mir tatsächlich die Arbeit erleichtert, sehr aufgeschlossen, aber sie muß es eben auch wirklich tun, dabei zuverlässig sein und nicht meine Zeit erneut damit fressen, daß ich sie dauernd päppeln, reparieren oder erneuern muß.

Mal eine kleine Rechnung:

Mit diesem defektem Kühlschrank, dem Umpacken, Saubermachen, Fehlersuche usw. habe ich ungefähr 16 Stunden zugebracht. Mit der Recherche nach guten neuen Kühlschränken inzwischen  ca. 6 Stunden, was sicher noch mehr wird. Sobald der neue Kühlschrank bestellt ist, brauche ich Liefer- und Entsorgungstermine, an die ich gebunden bin, und manchmal wartet man dann mehrere Stunden. Mit viel Glück und wenn Liefer- und Entsorgungstermin zusammenfallen, nehme ich mal 4 Stunden. Das sind zusammengerechnet 26 Stunden, also mehr als ein ganzer Tag. Dies nun alle 8 Jahre ab dem zwanzigsten Lebensjahr bis zum achtzigsten Lebensjahr sind 8 x 26 Stunden sind 208 Stunden und somit 8,66 Tage also gut 9 Tage und das nur um Kühlschränke zu shoppen und umzuräumen und dies mit viel Glück! Halten die Kühlschränke dagegen z.B. 15 Jahre, sind das 5 x 26 Stunden sind 130 Stunden sind 5,41 Tage. Wenn der Kühlschrank nicht kaputt gegangen ist, sondern freiwillig erneuert wird, entfällt die Fehlersuche oder etwaige Reparaturversuche (wobei hier wieder mehr Zeit durch Termine mit dem Kundenservice draufgeht), so daß es vielleicht sogar weniger als 5 Tage sind. Ich lege Wert auf diese Tage!

Was kleinere Geräte und Produkte betrifft, so ist man ja geneigt sich irgendwann dieser Kurzlebigkeit anzupassen. Als Kunde sagt man sich dann, ok, wenn das Teil eh immer nur drei Jahre hält, dann nehme ich halt die billigeren Sachen und kaufe alle zwei bis drei Jahre neu, selbst wenn ich das eigentlich gar nicht will. Oder wenn es etwas ist, das ich nicht unbedingt brauche, verzichte ich darauf.
Nur bei den großen Haushaltsgeräten liegt der Fall ein wenig anders. Sie sind zwar nicht lebensnotwendig, aber verzichten möchten doch die wenigsten auf solche Haushaltshilfen. Aber gerade weil es große, teure und schwere Geräte sind, kauft man sie in den meisten Fällen nicht schnell irgendwo nebenbei und nimmt sie gleich mit nach Hause. Bei Kleinigkeiten denkt man nicht viel darüber nach, wenn man sie wieder nachkaufen muß - es fällt noch nicht einmal auf, aber bei so etwas merkt man schon, wie es nicht nur ins Geld, sondern auch in die Zeit und damit an die Nerven geht. Ich möchte nicht, daß die Wirtschaft nur aus Profitgier diese meine Zeit occupiert, die ich sonst mit angenehmeren Dingen verbringen würde!!!

(Dennoch: Hat man schon Schlimmeres durchgestanden, sieht man natürlich die Relationen und ist gleichzeitig dankbar, wenn man "nur" zwangsshoppen muß und bei solchen  Ärgernissen Nerven und Zeit läßt, ohne daß die existenziellen Grundlagen bedroht ist. Aber aufregen darf man sich trotzdem!)

1 Kommentar:

  1. fb Angela Meinz: Ist auch so mit Computerkram.. Bis man alles wieder so eingerichtet hat... Zeit ist kostbar und gerade wenn man die eigentlich anders geplant hatte, machen die Elektrogeräte einem das Leben schwer...

    Ich: Ja, das stimmt. Bei Computern kann man es sich aber auch erleichtern, indem man nur noch von Firmen kauft, von denen man weiß, daß die Geräte wirklich lange durchhalten und nicht unberechenbar und unzuverlässig sind. Es gibt da tatsächlich Unterschiede - meine beiden Samsung-Notebooks sind genau nach 3 Jahren über den Jordan gewesen, genauso die Samsung-Festplatten, weshalb ich dieser Firma überhaupt nicht mehr traue. Mein altes Fujitsu-Notebook dagegen läuft seit über 10 Jahren und ich könnte es immer noch benutzen. Leider gibt es aber Fujitsu nicht mehr. Außerdem hilft regelmäßige Sicherung, daß der Ärger nicht zu groß wird.

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