Drei Tage lang Regen. Gestern mal ein Tag ohne, wo es auch wieder 25 Grad waren, aber heute regnet es erneut den ganzen Tag. Es hört gar nicht mehr auf. Ich mußte sogar in die Badewanne gehen, um mich aufzuwärmen. Diesmal in orangem Wasser als Ersatz für die Sonne. >>Duftet ebenfalls ganz nett. (Provisionslink) Manchmal hat man fast das Gefühl, Berlin liegt in einem Tal zwischen hohen Bergen, wo keine Sonne hinscheint. Ich glaube, meiner Haus-Kreuzspinne unter der Dachrinne bekommt das feuchte Klima fantastisch und sie hat viele kleine Babyspinnen bekommen, die sie schnell aus dem Nest warf. Jedenfalls finde ich unten jetzt lauter kleine Minispinnen und Mini-Gespinste. Glaubt man dem Wetterbericht, geht es mit dem Regen so weiter, nur mit einzelnen Tagen Pause dazwischen. Derart schlimm, daß die Gullis nicht mehr ablaufen wie alle paar Jahre, ist es aber in Berlin noch nicht. Wenn es so viel regnet, muß ich immer an die >>Regentage in meiner Kindheit denken, die so bunt und abenteuerlich waren. Manchmal möchte man sich direkt dorthin zurückversetzen. Ich würde zwar nicht von einer unbeschwerten Kindheit sprechen, aber Kinder haben noch diese Fähigkeit, wenn sie zusammen spielen, komplett Zeit, Raum und Sorgen zu vergessen, und das bei jedem Wetter. Auch an eines meiner Lieblingskinderbücher und eine Lieblingsgeschichte daraus, nämlich die von den Regenmännlein erinnert mich der Regen:
"Im Regenschloß
Es regnete. Es regnete so lange, bis Gras und Wege blankgewaschen waren und die Pfützen sich in richtige Seen verwandelt hatten. Auf den Pfützen bildeten sich glänzende Regenbläschen und erloschen wieder. Nicht jeder weiß, dass in diesen Bläschen Regenmännlein auf dem Wasser schwimmen. Peter wußte es.
"Sie verlöschen so schnell, daß man das Regenmännlein nicht immer erblicken kann. aber manchmal sieht man es." Peter schaute sich nach dem Tigerchen um, das neben ihm herlief, denn es fürchtete sich nicht vor dem Regen.....
....Peter war sicher, dass die Regenmännlein sie sahen.
"Sie kennen auch unseren Tiger, und er kennt sie. Komm, Tigerchen, ich will dir etwas sagen." Peter flüsterte ihm etwas ins Ohr und das Tigerchen begriff sofort.
Eines der Bläschen, es glich den übrigen, war aber wohl etwas größer, blieb plötzlich stehen, schwamm näher an den Rand der Pfütze heran und wuchs und wuchs wie eine Seifenblase. Und dann war es wie ein durchsichtiger, gläserner Kahn. Im Kahn stand das Regenmännlein mit einem riesigen Hut und mit einer Pelerine. Es verneigte sich, und Peter und Kati warteten, was es ihnen sagen würde, aber es sang nur leise vor sich hin, so wie der Regen manchmal singt:
"Regenmännlein heiße ich.
Es fährt mein Wunderkahn
euch brave Kinder alle
ins Traumland wundersam."
Sie stiegen ein, und der Kahn schwankte nicht einmal, obwohl er aussah, als wäre er aus dünnem Glas gemacht. Tymonek (der Tiger, bzw. Kater) war als erster hineingesprungen.
Sie fuhren, fuhren lange im rauschenden Regen, und das Regenmännlein pfiff leise vor sich hin, flüsterte und sang ein Lied, und das klang und tönte wie der Regen in der Dachrinne an einem frühen Sommermorgen, wenn man noch schläft...
....Peter fragte das Regenmännlein nicht mehr, wohin sie fuhren, denn sie erblickten gerade das Regenschloß. Sie erkannten es sofort: Es war grün wie Wasser, durchsichtig wie der Regen. In der Nähe rauschte ein Bach, und an seinem Ufer troff von den Zweigen der Trauerweiden und Hängebirken der Regen. Doch es war gar nicht traurig und langweilig in diesem Regenland, denn in allen Dachrinnen klang und tönte es wie ein großes Orchester, Springbrunnen plätscherten, und in den Springbrunnen hüpften Regenmännlein, die wiegten sich auf den Wasserfäden und kreischten vergnügt....
....Wie hurtig die Regenmännlein am Werke waren - selber ganz blau, grün, lila von dem Regenbogen, den sie gerade webten, wirkten und glätteten! Die bunten Fäden, Bänder und Streifen flogen nur so durch die Luft, und auch der Boden war damit bedeckt....
....Die Regenmännlein sangen bei ihrem fröhlichen Schaffen...
...."Der Sonnenschein wartet", wiederholte das Regenmännlein im Kahn die letzten Worte des Liedes. " Kommt, ich öffne euch das Tor."
Hinterm Tor rauschte der Regen nicht mehr, die Springbrunnen waren verstummt, nur ein letzter feiner Regen wisperte noch zum Abschied und klopfte gegen den Regenschirm. Die bunten Vögel auf dem Schirm hatten nasse, blankgewaschene Federn.
Kati schloß den Regenschirm. Am Griff hing ein buntes Bändchen.
"Das war vorhin nicht da, wie kommt es hierher?"
"Ein Regenmännlein wird es zum Andenken um den Griff geschlungen haben, das ist doch klar", sagte Peter.
Am Himmel leuchtete ein herrlicher, breiter Regenbogen...
...Auf der großen Pfütze waren schon alle Bläschen erloschen. Nein, nicht alle: Eines entfernte sich eilig, kleiner und kleiner werdend. Darin stand das Regenmännlein und winkte mit seinem großen Hut."
(gekürzt - aus >>"Das Haus unter den Kastanien" von Helena Bechlerowa - Provisionslink)
Als ich die Geschichte in meiner Datenbank suchte, fand ich auch eine alte Romanidee, die ich mal auf einer halben Seite aufgeschrieben hatte. Die ist so verrückt, daß ich mich frage, wie ich auf sowas Verrücktes überhaupt komme. Da juckt es einen fast in den Fingern, wieder mit dem Schreiben zu beginnen. Ich habe nur so überhaupt gar keine Zeit und brauche meinen Kopf gerade für anderes. Das Malen/Zeichnen als Hobby ist nebenbei sehr viel entspannender, weil man dabei den Kopf abschalten kann, wenn man möchte, und auch nicht unbedingt etwas machen muß, was länger dauert und so zur Belastung wird. So ein Roman dagegen saugt einen völlig auf, nicht nur, weil es ein längeres Projekt ist, sondern auch, weil man seinen Kopf dafür ständig braucht, egal was sonst noch so passiert. Es wird dann schwer, den Kopf mit anderen Tätigkeiten zu teilen.